Mannesmann-Bosse vor Gericht

Am 21. Januar beginnt in Düsseldorf der Prozess gegen die Manager Klaus Esser und Josef Ackermann

Düsseldorf taz ■ Das neue Jahr beginnt mit einem der größten Prozesse in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Fast vier Jahre alt ist das Delikt wenn der Prozessauftakt im Düsseldorfer Landgericht am 21. Januar des neuen Jahres stattfindet. Es kann grob mit dem zusammengefaßt werden, was man heute den Selbstbedienungsladen New Economy nennt.

Im Frühjahr des Jahres 2000 sollen der damalige Vorstandschef Klaus Esser und der frühere Chef des Aufsichtsrates der Mannesmann AG, Joachim Funk, die Übernahme des Mannesmann-Mobilfunk Unternehmens durch den britischen Konkurrenten Vodafone dazu benutzt haben, sich persönlich zu bereichern. Problematisch bei den Bonuszahlungen: Die Gelder kamen nicht als Belohnung für die guten Verhandlungen von den Aktionären, sondern stammten aus der Substanz des Unternehmens.

Pikant wird der Prozess vor allem dadurch, weil einer der Angeklagten heute immer noch an extrovertierter Position agiert: Deutsche Bank Chef Josef Ackermann saß zur Zeit der Übernahmeschlacht im Aufsichtsrat von Mannesmann. Neben dem Chef der größten deutschen Bank haben damals als Aufsichtsräte der damalige IG Metall Chef Klaus Zwickel und der Boss des Gesamtbetriebsrates Jürgen Ladberg die Beschlüsse für die Zahlungen von insgesamt 111 Millionen Mark abgenickt. Für den Prozess sind zunächst 40 Verhandlungstage angesetzt. Nach Planungen der Wirtschaftskammer des Landgerichts soll diese erste Runde bis Ende Juni abgeschlossen sein.

Die hohen Abfindungszahlen waren von den am Deal Beteiligten früher damit begründet worden, dass sie einen guten Job für die Aktionäre gemacht hätten. Wer seine Aktien nicht als Spekulationsobjekt, sondern als Wertanlage sieht, kann diese Auffassung momentan nicht teilen: Seit der Übernahme hat sich die Vodafone-Aktie von gut sechs Euro auf zwei Euro verschlechtert. Allerdings machten Spekulanten bei der Übernahme einen guten Schnitt. Sie erhielten auf der Höhe der Spekulationsblase fast das doppelte des Wertes, den die Aktie vor den Übernahmegerüchten hatte. Der Gesamtwert des Aktientauschs betrug rund 400 Milliarden Mark.

Kritiker der Übernahme bemängeln, dass für die Aktionäre der Mannesmann AG nicht Mehr- sondern eher Minderwert geschaffen wurde. Viele halten heute die Mannesmann AG für das damals besser aufgestellte Unternehmen. Mit dieser Argumentation hatten auch Esser und sein Aufsichtsrat in der Zeit der Übernahmeschlacht immer bessere Konditionen für die Mannesmänner eingefordert. Die Eigenwerbung während der Abwehrschlacht um die gescheiterte feindliche Übernahme durch Vodafone kostete die Unternehmen zusammen mehr als eine Milliarde Mark.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ist der Meinung, dass Deutsche Bank Chef Ackermann sein Amt auch während des Mammutprozesses, der nach Expertenansicht auch 2004 noch nicht beendet sein wird, ausüben kann. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hat Ackermann allerdings aufgefordert, sein Amt während des Prozesses ruhen zu lassen.

ELMAR KOK