RBB funkt auf der Sparwelle

Der öffentliche-rechtliche Sender muss in den nächsten vier Jahren 35 Millionen Euro einsparen – selbst für Intendantin Reim „ein dicker Brocken“. 2005 werden 73 feste Stellen eingedampft, das Programm wird noch einmal umgebaut

Der Sender hat das Ziel, bis 2009 einen ausgeglichenen Haushalt vorzuweisen

Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) sieht sich „auf dem Weg der Konsolidierung“. Das steht über dem am Montagabend vom Rundfunkrat gebilligten Wirtschaftsplan 2005. Und das deutet sich jetzt auch im Streit mit den freien MitarbeiterInnen des Hauses an: Man redet wieder miteinander.

Wirklich gelöst ist das Grunddilemma der aus der Fusion von Sender Freies Berlin und Ostdeutschem Rundfunk Brandenburg hervorgegangenen ARD-Anstalt damit aber nicht. Denn durch die weitere Umsetzung der Fusion – im Sendersprech als „strukturelle Probleme“ getarnt – muss der RBB bis 2008 rund 18 Millionen Euro einsparen. Dass die Rundfunkgebührenerhöhung von geplanten 1,09 Euro auf nur 88 Cent monatlich geschrumpft ist – nebst deren Verschiebung um drei Monate –, schlägt eine weiteres Loch in den Etat: Fehlbetrag weitere 17 Millionen Euro.

In den kommenden vier Jahren 35 Millionen Euro einzusparen sei „schon ein dicker Brockken“, sagte Intendantin Dagmar Reim – aber eben auch unausweichlich. Schließlich hat sich der Sender mit seiner ehrgeizigen „Initiative RBB 2009“ das Ziel gesetzt, bis dahin einen ausgeglichenen Haushalt und die Liquidität des Senders sicherzustellen. „Wir stehen vor einem wirklich schwierigen Prozess, der nur gelingen kann, wenn ihn alle zu ihrer Sache machen“, so Reim. „Regionales, Information und Kultur“ müssten künftig noch stärker als Schwerpunkte des Programms betont werden. Für anderes fehlt Geld. 1.684,5 feste Stellen weist der Personalplan des RBB in diesem Jahr aus. 2005 sollen es 73,5 weniger sein.

Das im Frühjahr gestartete gemeinsame RBB-Fernsehprogramm – zuvor sendeten ORB und SFB eigene dritte Programme – steht bereits wieder zu großen Teilen auf dem Prüfstand. Drei Sendungen des neuen Programms sind schon wieder beziehungsweise werden eingestellt, darunter die 14-tägige Reihe „Hauptsache Mensch“, die laut RBB-Fernsehdirektor Gabriel Heim „leider in Akzeptanz und Nachfrage nicht den Erwartungen entsprochen hat“. Nach mehr als 100 Folgen wird es auch keine neuen „Fernsehbekanntschaften“ mehr geben, sondern „Wiederholungen an weniger prominenter Stelle“. Ausgeblüht hat sich’s auch beim Gartenmagazin „Schön grün“.

Ausgebaut, sprich: um 15 Minuten verlängert, werden soll dagegen „Klipp und Klar“ – weil es relativ erfolgreich ist und weil sich so mit „geringerem Mitteleinsatz mehr Programmstrecke erzielen lässt“, wie Heim dem Rundfunkrat erläuterte. Zurück kommt auch das beliebte Geschichts-Kurzformat „Rückblende“. Auf der Kippe steht dagegen wohl weiterhin das Prestige-Format „Leute am Donnerstag“, das unter der Doppelmoderation von Ulla Kock am Brinck und Jörg Thadeusz leidet. Wenn es sich bis zum Frühjahr nicht bewährt, so war am Rande der Sitzung zu hören, ist nach einer Schamfrist spätestens nächsten Sommer Schluss. Immerhin „Polylux“, das „Berlin-Magazin im Ersten“ (Heim), ist seit gestern dank ARD-interner Verständigung auf einen neuen Sendeplatz am Donnerstag gerettet.

So viel Umbau im Programm will kommuniziert sein, doch auch hier haperte es zuletzt offenbar: Mehrere RundfunkrätInnen monierten, die „Presse“ habe mal wieder „eher als wir Bescheid“ gewusst: „Das geht nicht“, so die Vize-Vorsitzende des Programmausschusses, Ulrike Liedtke (Landesmusikrat Brandenburg). „Es geht nicht, dass wir als Letzte informiert werden“, beschwerte sich auch Rundfunkrat Michael Müller, SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus: Künftig solle der RBB die Gremien so zeitig einbinden „dass auch noch was zu entscheiden ist“, formulierte Müller seinen ganz eigenen, ob der verfassungsmäßig gebotenen Politikferne der Öffentlich-Rechtlichen etwas seltsamen programmbezogenen Anspruch.

STEFFEN GRIMBERG