„Man muss die Machtfrage stellen!“

Streit bei den deutschen Umweltschützern: Wie radikal dürfen, wie radikal müssen die Verbände sein? Angelika Zahrnt vom BUND setzt auf die Nähe zur Macht, der frühere Greenpeace-Chef Thilo Bode fordert harte Konfrontation. taz-Streitgespräch SEITEN 4 UND 5

ANGELIKA ZAHRNT: Die Umweltverbände haben eine lange Tradition der Wachstumskritik. Wir orientieren unsere aktuelle Politik aber auch daran, welche Themen aktuell gehört werden und zu den derzeitigen Politikzielen passen. Beim Thema Innovation zeigen wir Arbeitsplatzpotenziale im Umweltschutz auf.

Die Umweltverbände sind nicht handzahm. Wir gehen in alle Parteien und werben für Mehrheiten. Auch die Grünen müssen verstehen, dass wir Kritik an ihnen üben und nicht zur Verstärkung ihrer Ziele da sind.

Das mit der Machtfrage ist doch Verbalradikalismus, der nicht weiterhilft. Wir stellen die Machtfrage doch in jeder Auseinandersetzung.

THILO BODE: Umweltverbände müssen Fragen thematisieren, die nicht angesprochen werden: dass das Wirtschaftswachstum, das alle ersehnen, die Umwelt zerstört. Dass Sozialreformen zur ökologischen Katastrophe beitragen. Dass es eine Außenpolitik geben müsste, die die Länder in die Pflicht nimmt, die den Regenwald zerstören.

Mit den Grünen sind Sie viel zu nachsichtig. Diese Partei hat ihre eigenen umweltpolitischen Ziele verraten. Sie hat kein Konzept für ein Energiesystem nach dem Atomausstieg, Verkehrspolitik und Regenwaldpolitik sind ein Desaster.

Man muss die Machtfrage stellen: Wie kann man gegen die Macht derer vorgehen, die die Umwelt zerstören?