Rheinarme immer giftiger

NIEDERRHEIN taz ■ Der Altrhein bei Rheinberg und die Kamp-Lintforter Fossa Eugeniana sind massiv mit dem Giftstoff „PCB“ belastet. Die Bezirksregierung Düsseldorf bestätigte gestern Messungen des Staatlichen Umweltamtes Duisburg. Demnach lagen die Messwerte um das bis zu80-fache über dem Richtwert. Zuvor wurde hier bereits eine erhöhte Radon-Belastung festgestellt – wahrscheinlich eine Nebenwirkung des Steinkohle-Bergbaus.

Bereits am Freitag hatte die Deutsche Steinkohle (DSK) zugegeben, PCB-belastetes Grubenwasser des Schachtes Rossenray in die Fossa und den Altrhein eingeleitet zu haben. Die Bezirksregierung Düsseldorf als zuständige Umweltbehörde glaubt, dass das Grubenwasser eine untertägige Altlast durchfließt und dort PCB aufnehme.

Aktuelle Messungen aus den letzten zwei Monaten stehen aus – doch der letzte Wert vom 27. Mai 2004 weist einen Höchstwert von 1.600 Mikrogramm PCB aus – das Qualitätsziel der Gewässerqualitätsverordnung liegt bei 20 Mikrogramm. In der Fossa Eugeniana wurden Höchstwerte von 1.600 Mikrogramm, im Rheinberger Altrhein von 360 Mikrogramm festgestellt.

Die DSK will weitere Untersuchungen auf PCB an der Einleitungsstelle vornehmen und versuchen, die Quelle der Altlast einzugrenzen. Die Ergebnisse sollen der Bergbehörde in Arnsberg Mitte Januar vorliegen. Vorsorglich wird der Kreis Wesel den Fischbestand auf PCB untersuchen lassen – ein Angelverbot besteht dort ohnehin schon länger.

PCB-haltige Mittel werden unter Tage seit Jahren nicht mehr verwendet. Seit 1989 besteht ein PCB-Anwendungsverbot. Im Kamp-Lintforter Bergwerk West – vormals „Friedrich Heinrich/Rheinland“ – wird seit 1991 kein PCB mehr verwendet. Das„Polychlorierte Biphenyl“ gilt als krebserregender Stoff, der zu Chlorakne, Haarausfall, Unfruchtbarkeit und der Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Entwicklung führen kann. Seit 2001 ist er weltweit verboten. A. FLORIÉ