Bischof in Bedrängnis

Aachens Bischof muss seinen Pastoralrat bekehren: Der ist wegen heftiger Sparpläne mehrheitlich abgetreten

„Das ist sicherlich Ausdruck für die großen Probleme im Bistum Aachen“: Selbst Bistumssprecher Jobst Rüthers übte sich gestern in Schadensbegrenzung, nachdem der Dauerstreit über Sparmaßnahmen und Entlassungen im finanziell angeschlagenen Aachener Sprengel erneut eskaliert ist. Über die Hälfte der Mitglieder des Pastoralrats haben ihren Rücktritt erklärt. Bischof Heinrich Mussinghoff habe ihre Vorschläge zur Bewältigung der Finanzkrise nicht aufgegriffen, so deren offizielle Begründung.

Seit Jahresbeginn brennt es im Bistum Aachen lichterloh. Wegen steigender Kirchenaustritte und sinkender Steuereinnahmen sollen in den kommenden drei Jahren bei einem Haushalt von 400 Millionen Euro 70 Millionen eingespart werden, 370 Mitarbeiter müssen gehen. Kritiker werfen Mussinghoff Einfallslosigkeit vor – statt sich verstärkt von Vermögenswerten zu trennen, setze der katholische Hirte die Zukunft der Kirche auf‘s Spiel, heißt es selbst in den Leserbriefspalten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Mussinghoff isoliere die Kirche etwa durch Einsparungen in der Jugendarbeit gerade von den Jüngeren – und sorge so für einen langsamen Tod, heißt es nicht nur dort.

Der bedrängte Bischof will dennoch Kurs halten. „Der Rücktritt hat keine Auswirkungen auf den Konsolidierungskurs“, betont sein Sprecher Rüthers. In Sorge ist Mussinghoff trotzdem: In Einzelgesprächen will er die renitenten Mitglieder seines Pastoralrats bekehren – schließlich ist der nicht irgendeine Basisgruppe, sondern einer von drei Räten, die den Bischof beraten. Handverlesen sind die Mitglieder: Neun werden von Mussinghoff berufen, nur acht von Regionalräten entsandt. Dazu kommen noch zwei Weihbischöfe und der Generalvikar – gegen Mussinghoffs Sparpläne revoltiert ein Teil der kirchlichen Elite. Eine „deutliche Störung“ sei der Rücktritt, räumt auch Rüthers ein. „Wir haben Sorge, dass dieser Rücktritt von den anderen Räten als Signal verstanden wird.“ WYP