kommentar
: Kirche macht sich klein

Ich gebe es zu, ich bin kein Freund der Kirche. Und nach anfänglicher Sympathie für die Aktion „Arm sein ist geil“ des Recklinghäuser Pfarres Hans Hubbertz werde ich es mit seinem Publicity-Trick auch nicht werden.

Das liegt nicht daran, dass ich dem Kirchenmann die effektheischende Kampage vorwerfen möchte. Auch Pop-Werbung sollte den Christenhäusern und der Gesellschaft für einen guten Zweck dienlich sein können. Vielmehr stört mich an der Aktion die für mich kirchentypisch fehlende Konsequenz.

KOMMENTAR VON ELMAR KOK

Warum knickt die Kirche vor einem Konzern, in diesem Fall vor der Metro-Gruppe, die hinter Saturn, Kaufhof, Real und Praktiker steht, ein? Schließlich steht die Gruppe für den von der Kirche zurecht persiflierten Satz: „Geiz ist geil“. Dann sollte die Kirche nicht bange sein, die gerichtliche Auseinandersetzung zu führen. Was wäre schöner als eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen Kirche und Konsum? Vor allen Dingen: Wer hätte mehr von einem solchen Streit?

Aber ich darf von einer Institution, die sich vom Staat die Versorgungsgelder eintreiben lässt, soviel Mut und Kreativität nicht erwarten. Dass Pfarrer Hubbertz ohne Rückendeckung der „Oberhirten“ sich nicht traut, der Metro-Gruppe die Strin zu bieten, darf ich ihm als Mensch nicht vorwerfen. Dass es sich die Kirche seit Luthers Revolution wieder und wieder im Staat gemütlich eingerichtet hat, schon. Stille Nacht, gute Nacht.