Unerwarteter Schritt

AUSTRITT In der SPD will niemand mit Canan Bayrams Parteiwechsel gerechnet haben

Der Wechsel der bisherigen SPD-Abgeordneten Canan Bayram zu den Grünen sorgte am Mittwoch für reichlich Frust und Irritation bei den Sozialdemokraten. Es habe keinerlei Alarmsignale gegeben, sagte SPD-Fraktionsgeschäftsführer Christian Gaebler. Ihm erscheine ihr Entschluss „weniger politisch als persönlich und beruflich motiviert“. Bayram habe sich anscheinend nicht mehr ausreichend in ihrem Bezirksverband Kreuzberg-Friedrichshain unterstützt gefühlt und um ihre Aufstellung bei den nächsten Wahlen gefürchtet. Auch bei ihrem Versuch, einen Listenplatz als Kandidatin für die Bundestagswahl zu bekommen, soll sie in ihrem Bezirk keinerlei Unterstützung bekommen haben, heißt es aus Friedrichshain-Kreuzberger SPD-Kreisen. Bayram war stellvertretende Vorsitzende des dortigen SPD-Kreisverbands.

Dessen Vorsitzender Jan Stöß zeigt sich „überrascht und enttäuscht“. Bayram habe zu keinem Zeitpunkt signalisiert, dass sie sich im Kreis oder der Fraktion nicht mehr aufgehoben fühle. Ihm fehle „jedes Verständnis für die von ihr nun vorgegebenen Gründe für den Parteiwechsel“, so Stöß. Er forderte Bayram zur Rückgabe ihres Mandats auf. „Die Menschen in Friedrichshain haben Wowereit die Stimme gegeben, nicht den Grünen“, so der Kreischef.

Nachdenklicher zeigte sich Fraktionsgeschäftsführer Gaebler. Über die Kommunikation in der Fraktion müsse geredet werden: „Es kann nicht sein, dass jemand so enttäuscht ist, dass er mit niemanden mehr redet.“ Man habe und werde dazu intensive Gespräche führen. KO, AWI