Schramma soll die Kirche im Dorf lassen

Köln kann auf Hochhäuser getrost ganz verzichten, meint der städtische Gestaltungsbeirat. Dann hätte man auch nicht den Ärger mit der Unesco, die damit droht, einem zugestellten Dom das Qualitätssiegel „Weltkulturerbe“ abzuerkennen

Von Jürgen Schön

„Köln braucht keine Hochhäuser“, ist Stefan Schmitz überzeugt. Der neue Vorsitzende des städtischen Gestaltungsbeirats fordert ein „prinzipielles Neudenken“. Erst recht nach dem Gespräch, das OB Fritz Schramma (CDU), begleitet unter anderem von NRW-Städtebauminister Michael Vesper (Grüne) und Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner, am Mittwoch in Paris mit der Unesco führte. Die UN-Kulturorganisation verlangte dabei eine hochhausfreie Pufferzone um den Dom. Andernfalls bliebe die gotische Kathedrale auf der Roten Liste der gefährdeten Weltkulturstätten. Bis Februar hat die Stadt Zeit, Lösungsvorschläge zu unterbreiten. Im Sommer 2005 will die Uneco dann ihre Entscheidung treffen.

Erst 1996 hatte die Unesco den Dom zum Weltkulturerbe erklärt. Nachdem die Stadt 2003 den Bau des 103 Meter hohen LVR-Hochhauses gegenüber dem Deutzer Bahnhof genehmigte, wurde er dieses Jahr auf die Rote Liste gesetzt; die Unesco sieht dadurch das Stadtbild gefährdet.

Der LVR-Turm, der kurz vor der Vollendung steht und realistisch gesehen nicht mehr abgerissen werden kann, ist nicht der einzige Stein des Anstoßes. Die Unesco kritisiert auch das geplante Ensemble von vier Hochhäusern direkt am Deutzer Bahnhof. Für eines davon, den „Jahn-Tower“ südlich der Gleise, hat das Baudezernat schon Planungssicherheit zugesagt. Im Umfeld der Pariser Gespräche wurde schon überlegt, auf zwei Hochhäuser zu verzichten.

Schmitz warnt vor solchen übereilten Lösungen. „Die geplanten Hochhäuser sind das Ergebnis eines städtebaulichen Entwurfs. Da kann man nicht einfach zwei Häuser rausbrechen“, ist er sich in diesem Fall mit dem Oberbürgermeister einig. Das nütze weder diesem Bebauungsplan noch dem Dom. Schmitz erinnert daran, das der Gestaltungsbeirat schon immer eine innerstädtische Pufferzone um den Dom gefordert habe, die auch Deutz einbezieht. Er bezweifelt auch, dass es einen wirtschaftlichen Bedarf an Hochhäusern gibt: „Bislang hat sich meines Wissens erst für eins der vier Deutzer Hochhäuser, den Jahn-Tower, ein Investor gefunden.“

OB Schramma will den Dom als Weltkulturerbe und dessen „prägende Rolle für das Stadtbild“ erhalten und gleichzeitig „modernen Wandlungsprozessen auch in der Stadtgestalt folgen“. Man sei bereit, eine Pufferzone zu errichten und müsse nun klären, „wie sich dieser Begriff definieren lässt“. Schmitz hat für die Pläne seines OB ein Wort des prominenten Architekten Gottfried Böhm parat: „Eine Stadt mit Hochhäusern ist eine Allerweltsstadt, aber noch lange keine Weltstadt.“