kalorienbomben
: Appetitbremse wird ausgetrickst

Das Auge isst mit. Nicht nur bei garnierter Käseplatte oder verziertem Streuselkuchen. Sondern auch, was die Portion des Gaumenschmauses betrifft. Denn wie viel der Mensch essen muss, um sich die notwendige Energie zu sichern, macht er an der Menge der Mahlzeit fest – und nicht an ihrem Kaloriengehalt. Das fanden Wissenschafter der International Nutrition Group in England kürzlich heraus. Das körperliche Kontrollsystem, das den Appetit regelt, ist nämlich nicht in der Lage, Energiebomben von Kalorienlaschis zu unterscheiden. Sondern folgt, wie zu Urmutters Zeiten in Afrika, noch heute der Devise: Je mehr, desto besser. Gerade so, als stünden immer noch diätträchtiger Wurzeleintopf und Beerencocktail auf dem Speiseplan.

Dabei hat sich – unbemerkt vom körpereigenen Appetitregler – schon längst fettiges Fast Food breit gemacht. Im Vergleich: 100 Gramm eines Fast-Food-Menüs entsprechen einer Energiemenge von 1.100 Kilojoule, die gleich große Portion eines traditionell britischen Gerichts hat nur etwa die Hälfte, nämlich 670 Kilojoule. Und ein durchschnittliches afrikanisches Menü bringt es gar nur auf bescheidene 450 Kilojoule. Die Folge: Obwohl der Mensch glaubt, bei McDonald’s oder Burger King eine „normale“ Portion zu verputzen, nimmt er wesentlich mehr Kalorien zu sich, als er eigentlich benötigt. Der Körper legt die überschüssige Energie vorsorglich zur Seite – als Speckpölsterchen und Fettröllchen. Um die in unseren Breiten empfohlene Energiemenge von 525 Kilojoule pro 100 Gramm nicht zu überschreiten, müsste man die jeweils 100 Gramm des Hamburgers halbieren, die Fritten brüderlich teilen und die Cola nur bis zur Hälfte runterschlürfen. Nachschlag ist verboten. Wahrlich keine verlockenden Aussichten – angesichts backfrischer Weihnachtsplätzchen und einer gebratenen Gans, die man schon jetzt förmlich riechen kann. BETTINA GARTNER