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: Nur die Geste zählt: Die drei Konzepte des Geschenkkaufs

So, nun ist das Jahr auch fast wieder rum. Die Stadt erstrahlt im festlichen Glanz, ihre Bewohner sind von sentimentaler Seligkeit ergriffen, und die Studenten, die es sich in den letzten Wochen zur Aufgabe gemacht haben, ihren Mitmenschen kräftig auf die Nerven zu gehen, haben zum Teil schon die Heimreise angetreten, um ihren staunenden Eltern bei Bratapfel und Kerzenschein von tollen Streikabenteuern, dem Konzept der freien Lehre und der Bildungsmisere zu berichten. Und das Schöne daran ist: Haben sie ihre Erlebnisse erst einmal auf diese Weise verarbeitet, werden sie entspannter, erwachsener und hoffentlich auch ein bisschen weiser nach Berlin zurückkehren – was dem Streik dann auf Umwegen doch noch einen Hauch von Mehrwert und Sinn verleiht.

Aber bevor sich manches doch noch zum Guten wenden mag, gilt es noch zwei typische Jahresendzeitprobleme zu bewältigen, für die selbst Studenten nichts können: Was verschenkt man zu Weihnachten? Und was macht man am Silvesterabend?

Zwar wurden diese Fragen in den vergangenen Jahren mit einem modisch-nihilistischen und auch bewusst traditionszerschmetterndem „Nichts!“ beantwortet. Doch „Nichts!“ ist nicht immer die beste Lösung. Zumal kein Geschenk nie ein gutes Geschenk ist, wenn man selbst kein Geschenk bekommt.

Da man aber selbst sehr gern Geschenke bekommt, müssen auch für die anderen Geschenke her, so geht nun einmal das Spiel. Bei der Geschenkebeschaffung sind drei verschiedene Konzepte bekannt. Entweder kauft man ausschließlich Dinge, die man selbst gern hätte. Oder man stellt seine persönlichen Vorlieben zurück und kauft nur Dinge, von denen man weiß, dass sie die Beschenkten gern hätten. Oder man kauft einfach irgendwas, weil man weder weiß, was die Beschenkten gern hätten, noch hat man eine Ahnung, was einem selbst gefällt.

Es mag vielleicht überraschen, doch im Effekt unterscheiden sich die drei Varianten kaum, da es zum Geist des Weihnachtsfests gehört, dass allein die Geste zählt. Von Bedeutung ist allerdings, wie man die Geste verpackt. Damit wird eine Problematik ins Zentrum gerückt, die bislang nur als Nebenschauplatz galt, und bestenfalls Puristen, Pragmatikern, Bastlern, Romantikern sowie tapferen und umweltbewussten Geschenkpapierwiederverwertern bewusst war.

Wie nun eine Studie aus den USA belegt, ist die Geschenkpapier- und Verpackungsfrage von allergrößtem und auch recht widersprüchlichem Interesse. So gaben immerhin 28 Prozent der Befragten an, dass erst die Verpackung das Geschenk zu einem weihnachtlichen Ereignis macht, während 19 Prozent lieber die Wohnung putzen würden, als ihre Geschenke feierlich mit Papier und Schleifchen zu umwickeln. Zehn Prozent gaben an, dass sie lieber den Müll raustragen würden und ganze elf Prozent schaufelten lieber Schnee.

Ob es zwischen den insgesamt 40 Prozent aus potenziellen Wohnungsputzern, Schneeschauflern und Müllträgern und den 28 Prozent Geschenkpapierbefürwortern eine Schnittmenge von Personen gibt, die einerseits verpackte Geschenke begrüßt, andererseits aber nur ungern Geschenke verpackt, verrät die Studie zwar nicht – doch schon jetzt lässt sich aus ihr ablesen, dass die Verpackungsproblematik erhebliches Konfliktpotenzial birgt.

Aber da sich von dieser Stelle aus weder die Verpackungsfrage noch das oben kurz erwähnte Silvesterproblem zufriedenstellend bewältigen lassen, zum Schluss noch zwei Meldungen, die nichts miteinander zu tun haben: Der Jodie-Foster-Fan und Reagan-Attentäter John Warnock Hinckley darf nach 21 Jahren in der Psychatrie wieder auf Freigang, während Egon Krenz bald ganz aus der Haft entlassen wird. In diesem Sinne: Frohe Weihnachten! HARALD PETERS