Peacig gegen Kohle

Wie die Dortmunder Greenpeace-Jugend versuchte, beim Bundestags-Abgeordneten Dieter Grasedieck (SPD) die Energiewende einzuleiten

Die heißen Sommer und der Treibhauseffekt sind deutliche Zeichen. Es muss eine Änderung her.

VON LEONIE LYDORF

SPD-Zentrum in Gladbeck. In einem großen Konferenzraum sitzen am Ende eines langen Tisches fünf Personen. Vier SchülerInnen von der Dortmunder Greenpeace-Jugend haben den Bundestags-Abgeordneten Dieter Grasedieck (SPD) zum Gespräch gebeten. Sie wollen mit ihm über regenerative Energien als Alternative zur Kohle reden.

Dieter Grasedieck ist seit 1971 Mitglied der SPD und seit 1994 im Bundestag tätig. Der gebürtige Gladbecker trägt Uniform, sowohl dieHaare als auch der Anzug sind grau, auf der Nase sitzt eine dezente Brille. Auch die Jugendlichen unterscheiden sich kaum von Gleichaltrigen. Ein Palästinenser-Tuch um den Hals, ein Militärrucksack mit Aufnähern wie „Atomkraft – Nein Danke“ und „No War“ lehnt am Stuhl.

Was genau wollen die Jugendlichen erreichen? „Wir sind die Wähler von Morgen“, sagt die 15-jährige Johanna Rüdinger und Lotta Sydow, 15 Jahre alt, weiß: „Die heißen Sommer und der Treibhauseffekt sind deutliche Zeichen. Es muss eine Änderung her. Die Kohle muss runter gefahren werden“. Hartnäckig rief sie bei der SPD an, bis ein Gesprächstermin mit dem Bundestags-Abgeordneten Dieter Grasedieck (58) vereinbart wurde. Grasedieck befürwortet nicht nur die heimische Kohle, er will auch ein neues Kohlekraftwerk mit geringeren CO2-Emissionen „als Vorzeigeobjekt“ für das Ruhrgebiet.

„Gas ist als kurzfristige Übergangslösung möglich. Langfristig müssen aber regenerative Energien die Kohle ersetzen“, fordert Jens Maul (17). „Grundsätzlich bin ich schon dafür, dass erneuerbare Energien eingesezt werden“, sagt Grasedieck, aber „Kohle hat Zukunft“. Er will sich nicht festlegen.

Dass die Presse anwesend ist, gefällt ihm nicht. „Darüber war ich nicht informiert“, sagt er laut. Das müsse vorher abgesprochen werden. Er beruhigt sich erst wieder, als die Schüler mehrfach beteuern, seinem Referenten mitgeteilt zu haben, dass sie die Presse einladen würden.

Überrumpeln lässt sich Grasedieck auch von dem Plakat nicht, dass die Jugendlichen mitgebracht haben. Fragen wie „Haben Sie den Wählern gesagt, dass durch regenerative Energien mehr Arbeitsplätze entstehen, als durch Kohle wegfallen?“ stehen darauf. „Ich kann und will das jetzt nicht ausfüllen“, sagt er. Dafür zeichnet Grasedieck in einen Kreis die von ihm angestrebte Energieverteilung 2020: 20 Prozent erneuerbare Energien, 80 Prozent Kraft-Wärme-Kopplung, also Gas und Kohle.

Danach füllt Grasedieck dann doch noch einige Fragen des Plakats aus, allerdings nicht ohne vorher die Fragestellung mit einem Filzstift zu ändern.

Die Schüler überreichen ihm zwei Geschenke: Einen Solar-betriebenen Taschenrechner, „zum Ausrechnen der CO2-Emissionen“, und zwei Schwimmflügel, „für die nächste Klima-Katastrophe“. Grasendieck bedankt sich.

Ganz so zerstritten sind die Positionen der Jugendlichen und des SPDlers doch nicht: Ein Mix aus Kohle, Gas und regenerativen Energien müsse das Ziel sein. Uneinigkeit herrscht nur über die Anteile der verschiedenen Energien und über die Zeit, in der das Ziel erreicht werden soll.

Auch die Auswertung des Gesprächs ist versöhnlich. „Es ist wichtig, dass sich die Jugendlichen überhaupt engagieren. Differenzen sind doch normal“, sagt Grasedieck. Die Schüler sind mit ihrem Auftritt im großen und ganzen auch zufrieden. „Wir wollten unsere Meinung klarstellen und das ist uns gelungen“.