Neue Welt für Fischadler und Seeotter

Das sächsische Umweltministerium blockiert. Trotzdem wird das Lausitzer Seenland nun ein riesiges Naturgebiet

DRESDEN taz ■ Am künftigen Ilsesee bei Senftenberg im südlichen Brandenburg haben diese Woche die Schaufelradbagger zum letzten Mal gebissen. Wieder endet in einem ehemaligen DDR-Tagebau die Braunkohleförderung. Und zugleich steht eines der größten Naturschutzprojekte Deutschlands im künftigen Lausitzer Seenland unmittelbar vor Vertragsabschluss.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wird nach Informationen der taz in der Tagebaufolgelandschaft zwischen Senftenberg und Hoyerswerda 3.000 Hektar Land erwerben. Er habe mündliche Signale, so Jürgen Rosemund, Geschäftsführer der Seenland-gGmbH, dass sich der Freistaat, die DUH und die Kommunen geeinigt hätten.

Bislang drohte das Projekt am Widerstand von Amtschef Wolf-Dieter Kuhl im Sächsischen Umweltministerium zu scheitern. Schon im September hatte die DUH die Öffentlichkeit alarmiert. Die Umwelthilfe will die großen Waldflächen des Gebiets naturnah belassen und kleinere Äcker extensiv bewirtschaften. An den allmählich wieder mit Grundwasser voll laufenden Kohlegruben sollen selten gewordene Tierarten wie Fischotter, Seeadler, Graugänse oder Kraniche siedeln. Auf keinen Fall werde es aber einen „Käseglockennaturschutz“ geben, beruhigt DUH- Geschäftsführer Jörg Dürr-Pucher. Vielmehr solle der sanfte Tourismus gefördert werden.

Derartige Naturschutzprojekte gibt es bereits in den ehemaligen Braunkohlerevieren von Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Die Unterstützung ist zumeist groß. Selbst in das sächsische Projekt zwischen Erikasee und Neuwieser See sind bereits 400.000 Euro an Spenden und Mitteln von Wirtschaftspartnern geflossen. Und der Bund will sich mit rund 5 Millionen Euro am Erwerb des Grundstücke beteiligen. Das Problem: Die Summe ist im Haushalt 2004 eingestellt und wahrscheinlich nicht vollständig ins nächste Jahr übertragbar. Darüber hinaus soll der Freistaat Sachsen den Flächenkauf zu 20 Prozent finanzieren.

Warum ausgerechnet das Umweltministerium blockiert hat? Dessen Sprecherin erklärte, es sei um die Beteiligung der Kommunen an der künftigen Lausitzer Seenland gGmbH gegangen. Eine Wende gab es jedenfalls erst mit dem neuen sächsischen Umweltminister Stanislaw Tillich, zuvor Chef der Staatskanzlei. Er will das Naturgebiet. Allerdings müssen nun noch sächsisches Wirtschafts- und Innenministerium konsultiert werden. Erst dann wird es einen Kabinettsbeschluss geben. MICHAEL BARTSCH