Schweinegrippe breitet sich weltweit aus

PANDEMIE Die Bedrohung durch das Schweinegrippevirus wächst. Die Grippe taucht in immer mehr Regionen der Welt auf. Auch in Deutschland wurden Fälle gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation hat unterdessen die Alarmstufe erhöht

„Wir suchen noch nach dem Ursprung des Virus und wissen nicht, wo das sein könnte“

BERLIN/GENF AP/dpa/RTR | Nach Amerika und Europa hat die Krankheit am Dienstag auch den asiatisch-pazifischen Raum und den Nahen Osten erreicht. In Deutschland gab es mindestens drei neue Verdachtsfälle. Angesichts der vor allem in Mexiko grassierenden Seuche hob die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Pandemie-Warnung von der dritten auf die vierte von sechs Alarmstufen an (siehe Kasten).

Bei den deutschen Verdachtsfällen handelt es sich um Patienten aus Süddeutschland, sagte Gesundheitsstaatssekretär Klaus Theo Schröder. Ob es sich um den Schweinegrippe-Erreger handelt, sei noch nicht klar. Die meisten Bundesländer sehen sich für einen Ausbruch der Schweinegrippe in Deutschland gut vorbereitet. Sie könnten rund 20 Prozent ihrer Bevölkerung problemlos mit Grippemitteln versorgen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur dpa am Dienstag bei den zuständigen Gesundheitsministerien ergab.

In Spanien wurde ein Patient in einem Krankenhaus in Valencia positiv auf das Virus getestet, wie Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez mitteilte. Der erste Krankheitsfall in Spanien wurde am Montag bestätigt. Es war zugleich der erste Schweinegrippefall in Europa. Zwei anschließend aus Schottland gemeldeten Schweinegrippepatienten geht es nach Angaben des britischen Premierministers Gordon Brown besser.

Insgesamt gibt es Verdachtsfälle in mindestens acht weiteren EU-Staaten: in Deutschland, Österreich, Tschechien, Italien, Griechenland, Irland, Dänemark und Schweden. EU-Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou hält aber offizielle Reisebeschränkungen angesichts der Schweinegrippe bislang für nicht erforderlich und warnt vor einer Panik. „Derzeit sehe ich keinen Anlass für Reisebeschränkungen“, sagte Vassiliou am Dienstag in Brüssel. Am Donnerstag wollen die EU-Gesundheitsminister in Luxemburg zu einem Krisentreffen zusammenkommen.

In Neuseeland sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums mindestens 11 Menschen an der Schweinegrippe erkrankt. Außerdem gibt es dort 43 weitere Verdachtsfälle. Auch aus Südkorea wurde ein Verdachtsfall gemeldet. Weltweit wurden die Sicherheitsmaßnahmen erhöht. Russland, Hongkong und Taiwan erklärten, Durchreisende mit Grippesymptomen würden sofort in Quarantäne eingewiesen. In Mexiko sind allem Anschein nach schon 152 Menschen an der Schweinegrippe gestorben. Fast 2.000 Verdachtsfälle werden zurzeit noch überprüft.

In den USA stieg die Zahl der bestätigten Erkrankungen auf rund 50, Todesfälle gab es dort vorerst noch nicht. US-Präsident Barack Obama zeigte sich besorgt über die Ausbreitung der Schweinegrippe, betonte aber, es gebe keinen Grund, Alarm zu schlagen. Sechs bestätigte Erkrankungen gibt es bereits in Kanada.

Der stellvertretende WHO-Generaldirektor Keiji Fukuda räumte ein, dass eine Eindämmung derzeit kaum möglich sei, da das Virus sich bereits auf mehrere Länder ausgebreitet habe. Vier Labore seien weltweit damit befasst, das mutierte Virus zu analysieren und die Entwicklung von Impfstoffen vorzubereiten, sagte WHO-Sprecher Gregory Hartl. „Wir wissen, dass alle Übertragungen bisher von Mensch zu Mensch vor sich gegangen sind“, sagte Hartl. „Wir suchen noch nach dem Ursprung des Virus“, betonte er. Es gebe zudem noch keine Hinweise, dass es von Schweinen auf den Menschen übertragen wurde. Der Genuss von zubereiteten Schweinefleisch sei kein Problem.