„Das ist ja zum Katholischwerden“

Drei Klöster gab es einst in Bremen – doch mit der Reformation mussten sie weichen. Wilhelm Tacke erzählt nun ihre Geschichte

Bremen taz ■ Erst haben sich die Bremer Bürger von ihren Sünden freigekauft. Sie sind vor die Tore der Stadt gepilgert, zum Paulskloster am Ostertor, und haben dort Geld gespendet, um ihre Zeit im Fegefeuer zu verkürzen. Dann, einige Zeit später, im Jahr 1523, zogen die gleichen Bürger wieder zum Kloster und machten es dem Erdboden gleich. Die Reformation hatte Einzug gehalten, Mönche waren nicht mehr erwünscht.

Erstmals nun erzählt Wilhelm Tacke, Pressesprecher der katholischen Kirche in Bremen, die Geschichte von Mönchen und Nonnen – „Klöster in Bremen“ heißt sein Buch und gestern ist es erschienen. Tacke berichtet darin von 800 Jahren klerikaler Geschichte, von den Klöstern im 12. Jahrhundert bis zum heutigen Birgittenkloster im Schnoor.

Viel ist nicht geblieben von den großen mittelalterlichen Klöstern der Stadt. An das Paulskloster erinnert nur noch die Kneipe „Pauls Kloster“ in der gleichnamigen Straße im Viertel und die „Pauliner Marsch“. Im 12. Jahrhundert hatte Erzbischof Adalbero die Abtei gegründet, auf einer Düne am Osterdeich. Solche Stiftung sollte das Seelenheil der Gründer sichern, denn das Gebet von Mönchen galt, so hoffte man, im Himmel mehr als das von Weltpriestern. Die Mönche betrieben Landwirtschaft, ihre Kälber weideten in der Pauliner Marsch. Später, Ende des 15. Jahrhunderts, diente die Abtei als Altenpension, Bremer Bürger wurden hier gegen eine Schenkung versorgt – bis das Gebäude 1523 eingerissen wurde.

Ähnlich ging es den anderen Klöstern der Stadt: Das Dominikanerkloster St. Katharinen – gebaut 1253 – stand zwischen Sögestraße und Schüsselkorb. Heute kann man in dem ehemaligen Kreuzgang Bier trinken – hier hat sich eine Kneipe eingemietet. Das Dominikanerkloster St. Johannis schließlich lag im Schnoor, im Schatten der St. Johann-Propstei. Als die Lutheraner in Bremen das Ruder übernahmen, wurde es erst zum Irrenhaus, 1834 dann von einem Bauunternehmer abgerissen.

Tacke erzählt nicht nur Geschichte, sondern auch viele Geschichtchen drum herum, so jene, dass es eine Art Fluch in Bremen gab, der lautete: „Das ist ja zum Katholischwerden“. Aber sein Buch ist keine Anklage gegen den Protestantismus, sondern eine faktenreiche Erzählung, die versöhnlich endet: Mit dem Birgittenkloster, das vor zwei Jahren gegründet wurde und – ganz im ökumenischen Geiste – viele protestantische Pfarrer in seinem Gästehaus beherbergt. Dorothea Siegle