„go create resistance“ im Deutschen Schauspielhaus konterkariert Vorweihnachts-Kaufwut
: Ich kaufe, also bin ich

Wer am kommenden Samstag ab 16 Uhr in der Mönckebergstraße shoppt, kann außer dem Kaufrausch auch anderes erleben: Menschenmengen, die plötzlich rückwärts gehen oder gleichzeitig die Arme zur Seite ausstrecken. Sie alle tragen Radios bei sich. Der Radioaktivist Ole Frahm und seine Kollegen von LIGNA machen ihnen via Kopfhörer vom Studio des Freien Senderkombinats (fsk) aus Vorschläge, welche Gesten es durchzuführen gilt.

Mit der Radioaktion lädt LIGNA im Rahmen der vorweihnachtlichen Ausgabe der Globalisierungskritikreihe „go create resistance“ unter dem Titel welcome to the pleasure dome! Konsum und Religion zur „Anomalisierung der vorweihnachtlichen Innenstadt“ ein. „Die City ist ein komplett nur noch auf Konsum eingerichteter Raum. Wir etablieren innerhalb dieses Konsumraums andere Handlungen und Gesten. Und Leute denken dann drüber nach, warum gehe ich eigentlich immer vorwärts?“, erzählt Ole Frahm.

Für die Besucher dieser Aktion liegen im Schauspielhaus 200 Radios bereit. Dort und auf offener Straße kann man bereits am Freitag der Predigt von Reverend Billy lauschen. Der US-amerikanische Aktionskünstler ruft darin zum Kaufboykott auf. „Konsum ist heutzutage eine fundamentalistische Religion. Das gilt es zu erkennen, damit wir uns aus ihren Klauen befreien können“, so sein Credo.

Zur Vorbereitung zeigt das Abaton Kino am Donnerstag den Dokumentarfilm Reverend Billy and the Church of Stop Shopping. Zum globalisierungskritischen „Weltbildgottesdienst“ lädt am Samstag der Organisator von „go create resistance“, Matthias von Hartz, ins Schauspielhaus. Zum Gespräch mit dem Soziologen Dirk Baecker, zu einer Lesung aus dem Konsumistischen Manifest von Norbert Bolz, aber auch zum „Glaubensbekenntnis einer bekannten Hamburger Werbeagentur“, so von Hartz.

Er selbst leitet zusammen mit dem Schauspieler Bernd Moss „die Liturgie mit einem Wort. Alle können mitsingen. Das Wort kann jeder.“ In den Logen des Schauspielhauses können die Besucher mit Konsumexperten derweil ins vertrauliche Zwiegespräch treten. „Da kann man seine kleinen Konsumsünden loswerden. Unter anderem sitzt da jemand von der Verbraucherzentrale, jemand von Greenpeace und auch Therapeuten, die sich mit Kaufzwang beschäftigen“, so von Hartz. In weiteren Räumen erwarten das Publikum Installationen und Aktionen, unter anderem über den revolutionären Konsum in Venezuela. Katrin Jäger

Do, 2.1.2, 19 Uhr, Abaton: „Reverend Billy and the Church of Stop Shopping“. Fr, 3.12., 16 Uhr, Schauspielhaus: Workshop mit Reverend Billy. 18 Uhr: Aktion mit Reverend Billy. Sa, 4.12., 16 Uhr: Abholung der Radios im Schauspielhaus, danach Einkaufsbummel in der Mönckebergstraße. 19 Uhr: Weltbildgottesdienst mit Reverend Billy. Außerdem Beichte, Performances. 23. Uhr: Adventskonzert mit Chilly Gonzales am Solo-Piano. www.gocreateresistance.de