Plattform für Kurzfilme

Köln hat eine regionale Verantwortung zur Präsentation von Filmen, meint Marita Lenze, Leiterin des Kurzfilmfestivals Short Cuts, das morgen startet

Interview Christian Meyer

taz: Frau Lenze, warum muss es neben den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen ein weiteres internationales Kurzfilmfestival in NRW geben?

Marita Lenze: Weil das Kölner Filmhaus sich mit der Produktion von Kurzfilmen auseinandersetzt und mit seinem kommunalen Kino die Aufgabe hat, den Filmen, die sonst wenig Plattform haben, diese Plattform zu geben. Dass wir jetzt im siebten Jahr mehr als 2.200 Einreichungen an Kurzfilmen aus 69 Ländern von allen Kontinenten haben, zeigt, dass Köln eine Bedeutung hat. Die Oberhausener Kurzfilmtage haben natürlich das Doppelte an Einreichungen, aber die sind 50 Jahre alt. Natürlich bekomme ich immer wieder gesagt, dass Short Cuts nicht gefördert wird, weil ja Oberhausen schon gefördert wird – so bekommen wir keine Landesgelder. Letztendlich ist es aber so, dass der Kurzfilm als regelmäßigen Platz nur die Festivals hat und einige erfolgreiche Kurzfilmprogramme wie die monatlichen „Shorts“ hier im Filmhaus zusammen mit der Zeitschrift choices. Von daher glaube ich nicht, dass ein Festival in NRW ausreichen könnte, zumal Köln eine Stadt ist, in der sehr viel Film entsteht. Wir haben hier zwei Filmschulen, an denen Kurzfilme produziert werden, und hier leben auch viele freie Filmemacher. Da haben wir auch eine regionale Verantwortung zur Präsentation – im Gegensatz zu Oberhausen sind wir ja mehr ein Publikumsfestival.

Inwiefern sind denn die Filmhochschulen, die „Kunsthochschule für Medien“ und die „Internationale Filmschule“, ins Festival eingebunden?

Ich habe in diesem Jahr mit „Studentenfilme in NRW“ genau dafür eine neue Plattform eröffnet.

Wie kamen die Länderschwerpunkte „Belgien“ und „Polen“ zustande?

Belgien ist traditionell Schwerpunkt. Und weil wir wieder sehr viele gute Einreichungen aus Belgien mit einer ganz speziellen Färbung hatten, haben wir das beibehalten. Das große polnische „Camerimage“ läuft in Łódz parallel zu unserem Festival, so haben wir einige Studentenfilme aus Łódz im Programm. Die handwerkliche Raffinesse und die atmosphärische Verdichtung der Filme ist einfach einzigartig. Außerdem haben wir noch ein retrospektives Polen-Programm.

Der Termin ist etwas heikel: Im November gab es mit „Verzaubert“, „Cinepänz“, „Film+“ und „Sound.Track“ einige größere und kleinere Filmfestivals. Im Dezember findet gleich nach Short Cuts noch das Cineasia-Filmfest statt.

Wir sind eigentlich in den Dezember gegangen, um Konkurrenz zu vermeiden. Die Publikumszahl war im letzten Jahr zu gering – es ist ja kein Geheimnis, dass Short Cuts starke Budgetprobleme hatte. Wir haben nun ein Datum innerhalb des Semesters gewählt – früher lief Short Cuts im September. Dass „Cineasia“ direkt nach uns läuft, war bei der Planung noch nicht klar und ist wohl eine Ausnahme.

Wie sieht die Finanzierung des Festivals aus?

Wir haben ein Budget von 60.000 Euro. Media Plus ist der Hauptförderer. Das sind EU-Gelder, mit denen in Deutschland nur sechs Festivals gefördert werden. Dann ist die Stadt Köln dabei, die SK-Stiftung, die Filmstiftung NRW – und Gerling ist dazu gekommen. Daneben haben wir viele Sponsoren, die uns logistisch unterstützen. Mit dem Auswärtigen Amt ist ein Geldgeber in diesem Jahr ausgefallen. Es wird immer schwieriger, Bundes- und Landesgelder im Kulturbereich zu erhalten. Das betrifft viele andere Festivals wie zum Beispiel die „Feminale“ existentiell. Ich denke, dass Short Cuts Cologne letztendlich auf Geldern der privaten Wirtschaft angewiesen sein wird.