die weihnachts-nummer 1
: Heavier die Glocken nie klingeln

Großbritannien, die Heimstatt des Pop, wartet mal wieder gespannt auf dieWeihnachts-Nummer-1. Warum haben wir das nicht?

Unter Englands Buchmachern besteht kein Zweifel. The Darkness werden das Rennen machen und mit ihrer Single „Don’t Let The Bells End“ an Weihnachten Platz 1 der Charts besetzen. Die Gruppe produziert sämigen Heavy Metal im Stil der frühen Achtzigerjahre und ist ein Witz, auf dessen Pointe Musikfreunde hierzulande noch immer händeringend warten. Und den sie doch nie verstehen werden. Weil uns der englische Humor ebenso abgeht wie ein gewisses Gefühl für Pop. Und weil es den Weihnachts-Hit hierzulande schlicht nicht gibt. Nur den Sommer-Hit.

Nur der Gewinner der aktuellen Staffel von „Pop Idol“ könnte The Darkness den Thron noch streitig machen. Ansonsten gibt’s noch die christlich angehauchte Landplage Cliff Richard. Der sei „wie der Nikolaus, er kommt immer nur an Weihnachten“, wie das Fachblatt Q fröhlich nörgelte. Ach ja, und dann wäre da noch Slades unseliger Klassiker „Merry Christmas Everybody“ – chancenlos.

Zwar kommt „Don’t Let The Bells End“ erst am 15. Dezember auf den Markt, der Videoclip zur Single läuft aber schon. Es gibt Glöckchengeklingel, es gibt einen Kinderchor, es gibt einen melodiösen Refrain. Der Gitarrist hält den Song für „a masterpiece“. Ein Meisterwerk höchstens der PR, mit Punktlandung an Heiligabend.

Wo bleiben Pur, Grönemeyer, Rammstein oder die Landplage Xavier Naidoo? Sie überlassen das deutsche Feld überzuckertem Kaufhausgedudel. Schlimm. Und deswegen werden wir auch dieses Jahr wieder mitsummen, wenn Wham ihren Evergreen anstimmen: „Last christmas, I gave you my heart“.

Und an Silvester gibt’s dann wieder „The Final Countdown“ von Europe. Wetten? FRA