Umstrittene Pracht

In Bochum eröffnete gestern die Ausstellung „Persiens Antike Pracht“. Die archäologische Schau entfachte schon vorab eine Diskussion. Der Festakt wurde deshalb von der Polizei beschützt

VON HOLGER ELFES

Das Paradies stammt aus dem Iran. „Pairi-daesa“ nannten die antiken Perser einen eingezäunten Oasengarten inmitten der Wüste. Die Griechen machten daraus „paradeisos“, woraus in den europäischen Sprachen dann das Paradies wurde.

Rund 600 hochkarätige archäologische Fundstücke aus der ältesten Epoche altiranischer Kultur sind seit gestern im Bochumer Bergbaumuseum zu sehen. „Persiens Antike Pracht“ heißt die Schau, die in nur zwei Jahren entstanden ist. Gezeigt werden Schmuckstücke, Töpferwaren, Werkzeuge, Prunkgefäße und Statuetten aus zehn Jahrtausenden iranischer Geschichte. „Wir zeigen hier Stücke, die noch nicht einmal im archäologischen Nationalmuseum von Teheran zu sehen sind“, sagt Rainer Slotta, Direktor des Bergbaumuseums. Die dort zur Verfügung stehende Ausstellungsfläche sei klein, nötige Sicherheitsvorkehrungen kaum zu garantieren.

Für den Iran ist die Bochumer Ausstellung politisch ganz weit oben aufgehängt. Vizepräsident Hossein Marashi war neben anderer Politprominenz eigens zur von der Polizei beschützten Eröffnung angereist. „Wir wollen damit den Menschen hier unser Land näher bringen“, sagt Botschaftsvertreter Ebadollah Molaei. Iranische Oppositionsgruppen sehen das aber anders und waren gestern zu Protesten nach Bochum gekommen. Der Delegation aus Teheran gehörten Politiker an, die für die Missachtung der Menschenrechte im Iran verantwortlich seien, kritisierte etwa die Organisation „Medizinische Flüchtlingshilfe“. Der Empfang der Delegation sei eine Beleidigung für iranische Flüchtlinge. Und Mustafa Arslan vom Verein für politische Flüchtlinge sagte, dass die Kultur hier missbraucht werde, um den „Staatsterrorismus“ im Iran zu vertuschen.

Der weiteren Normalisierung der Beziehungen zwischen Deutschland und dem diplomatisch immer stärker unter Druck stehenden Land dient die Grabungsgenehmigung für die Bochumer Bergbauarchäologen, die seit mehreren Jahren im Bergland nahe des west-zentraliranischen Veshnoveh antike Minen untersuchen. Diese zählen zu den ältesten der Menschheitsgeschichte. Einige der jetzt gezeigten Funde, wie etwa prächtiger, mit Granatsteinen versehener Goldschmuck, stammt aus diesen Grabungen. Das untersuchte alte Bergwerk war schon in der Bronzezeit aufgegeben worden und diente Jahrhunderte danach in der Spätantike dem Opferkult für eine Wassergottheit.

Besonderes Gewicht haben die Ausstellungsmacher auf die Zusammenhänge zwischen kultureller Entwicklung und dem großen Reichtum an Bodenschätzen in Persien gelegt. Kupfer und Eisen, aber auch Gold, Blei, Silber, Kobalt und Türkis wurden und werden dort gefördert. Einer der Räume ist ganz dem Thema Geologie, Gewinnung und Verarbeitung dieser Rohstoffe gewidmet.

Sein natürlicher Reichtum ermöglichte es dem orientalischen Land schon in grauer Vorzeit, Handelskontakte zu den Nachbarregionen wie Indien, Mesopotamien, Zentralasien und Anatolien zu unterhalten. Die Einflüsse der dort lebenden Hochkulturen auf die Entwicklung Persiens sind unübersehbar, und ermöglichten dem Land spätestens seit dem sechsten vorchristlichen Jahrhundert den Aufstieg zur expansiven Weltmacht.

Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen unter anderem der prachtvolle, aus dem 12. Jahrhundert vor Christus stammende Goldbecher von Marlik – die Grabbeilage eines Edelmanns – und der „Prinz von Shami“, eine überlebensgroße Bronzestatue aus der Parther-Zeit, die vor rund 2000 Jahren entstand. Bemerkenswert ist auch die Vielzahl der Objekte aus Gold, Lapislazuli und Keramik, die von der Handwerkskunst der Bronzezeit bis in die frühe Neuzeit reichen.

Bis 29. Mai 2005Infos: 0180-5877234