Gipfelmenü: Sahara mit Petersilie

Spaniens Premier vereinbart in Marokko außerdem die Abwehr von Migranten

MADRID taz ■ Spanien und Marokko wollen sich aussöhnen. „Wir wollen alle Schwierigkeiten überwinden und mit Zuversicht in die Zukunft schauen“, erklärte José María Aznar, als er gestern das Land besuchte – zum ersten Mal seit dem militärischen Konflikt um die zu Spanien gehörende „Petersilieninsel“ vor Marokkos Küste im Sommer 2002.

Aznar will die Reise nutzen, um Spaniens wirtschaftliche Beziehungen zu Marokko wieder zu stärken. Spanien ist nach Frankreich der zweitwichtigste Handelspartner des Königreichs. Zwischen 1999 und 2002 stiegen die spanischen Ausfuhren nach Marokko um 96 Prozent. Dennoch gingen während der Krise um die Petersilieninsel die spanischen Investitionen im Nachbarland vorübergehend zurück.

Neben der Petersilieninsel belastet auch die Westsahara-Frage die Beziehungen beider Länder. Marokko hält die einstige spanische Kolonie seit 1975 besetzt. Während Aznar die Umsetzung eines UN-Friedensplans und die Durchführung einer Volksabstimmung fordert, besteht König Mohammed VI. auf die marokkanische Souveränität über den Landstrich. Besonderes argwöhnisch beobachtet Rabat in diesem Zusammenhang die Annäherung Spaniens an Algerien, das die Unabhängigkeitsbewegung der Westsahara unterstützt. Aznar reiste erst vergangene Woche nach Algier.

Dennoch hat der Wunsch der beiden Regierungen nach Normalisierung bereits im Vorfeld des Gipfeltreffens zu einer Einigung bei der Frage der illegalen Einwanderung geführt. Marokko wird künftig eine Spezialtruppe zur Überwachung der Küsten aufstellen, von denen aus jedes Jahr rund 20.000 Afrikaner in kleinen Booten nach Spanien in See stechen und zahlreiche dabei ertrinken. Die 2.500 Mann sollen eng mit ihren spanischen Kollegen zusammenarbeiten. Unter anderem sind gemeinsame Patrouillen auf der Meerenge von Gibraltar vorgesehen. Außerdem wird ein gemeinsamer Ministerialausschuss eingerichtet.

Marokko hat sogar zugesichert, die Rücknahme von Schwarzafrikanern Fall für Fall zu überprüfen, wenn sie von Marokko aus nach Spanien gereist sind. Eine generelle Rücknahme, wie sie Spanien fordert und wie sie Marokko in einem Abkommen 1992 zusagte, wird es jedoch nicht geben. 60 Prozent der illegalen Auswanderer aus Marokko nach Spanien sind Marokkaner. Der Rest kommt aus Schwarzafrika. Weiter im Süden nehmen andere Schleuser den Weg auf die Kanaren. REINER WANDLER