70er Jahre Bombastrock-Xmas

„Clipkommando – die Nacht der nie gezeigten Musikvideos“ zeigt bisher unveröffentlichtes Material über die Lieblinge der unabhängigen Musikszene. Die Zuschauer dürfen abstimmen, das beste Video kommt ins Fernsehen

Auf „randständige Kultur“ hat sich der Hamburger Verein Kunstwerk spezialisiert. Da passt es ja, dass er am Wochenende Musikvideos, die fernab des Mainstreamsproduziert wurden, einem großen Publikum zugänglich macht. Mit dem „Clipkommando“ genannten Unternehmen soll der hiesigen Musikkultur eine Plattform zur Verfügung gestellt werden, die Produzenten und Künstler zusammenbringt.

Mit dem Aufruf „Videoclip wanted!“ hatte man die Musikszene (Majors und Indies) aufgefordert, Videos einzuschicken. Im Knust gibt es nun eine Auswahl aus über 250 Einsendungen zu sehen, von denen die meisten noch nie im Fernsehen gezeigt wurden. Von HipHop bis Rock ist alles dabei.

Das Publikum kann das beste Video des Abends direkt in die Fernsehrotation wählen, denn diese Videonacht ist die Auftaktveranstaltung für die neue, ebenfalls „Clipkommando“ geheißene Sendung, die bald auf Tide-TV laufen wird. Es werden auch weiterhin Beiträge gesucht. Die Auswahl musste einerseits Kriterien standhalten wie „Stimmigkeit von Song und Inhalt, Idee und Umsetzung“, aber auch der Dramaturgie der Veranstaltung und Aspekten der Unterhaltsamkeit gerecht werden, sagen Susanne Tiedemann und Ina Einsiedel von Verein Kunstwerk. Die gezeigten Clips seien ein Ausschnitt, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Namedropper kommen an diesem Abend voll auf ihre Kosten, zu sehen sind Clips von vielen Bands, die dem (nicht nur Hamburger) Musikleben lieb und teuer sind wie Erdmöbel, Fettes Brot, Knarf Rellöm, Stella, Superpunk, Kettcar, Blumfeld, The Punkles, Stereo Total, aber auch Travis und Incubus. Wobei Hamburg oft als Drehort aus gewohnten und ungewohnten Perspektiven ins Bild gerückt wird. Die Landungsbrücken, das Heilige Geistfeld und die Sternbrücke sind auf jeden Fall Gewinner des Abends. Charme haben auch das extrem günstige Video zu Veranda Musics Boy, Girl, Canoe und die 50er Jahre-Mode-Zeichnungen, die den Clip von Messer für Frau Müller bevölkern. Auf einer zweiten Leinwand in der „Kunstecke“ werden Videos von Station 17, Die Regierung, dem Augsburger Tafelkonfekt und anderen gezeigt. Schwer zu toppen und so gar nicht Low Budget sind The Darkness und ihr 70er Bombastrock-Xmas-Clip.

Die über 60 Videos laufen cirka zweieinhalb Stunden und werden von den VJs Leo und Linus (eyes‘n‘ears) präsentiert. Auflegen wird DJ Exel Pauly (Fettes Brot). Carsten Klook

Morgen, 21 Uhr, Knust; www.clipkommando.de