EnBW macht auch im Krisenjahr Milliardengewinn

ATOMPROTEST Von Neckarwestheim bis nach Kaliningrad: vier Demos gegen EnBW

BERLIN taz | Ärger für die Aktionäre des Energiekonzerns EnBW: Eigentlich sollte es auf der Hauptversammlung am Donnerstag nur gute Nachrichten geben. Doch der Atomprotest machte dem einen Strich durch die Rechnung: Greenpeace-Aktivisten entrollten vor der Stadthalle Karlsruhe ein Banner mit dem Slogan: „EnBW-Atommülllager Asse: Erst aufräumen, dann Dividende zahlen!“. Aktivisten blockierten für mehrere Stunden die Einfahrt zum Atomkraftwerk Neckarwestheim. Und die Klima-Allianz protestierte mit einem „Kohlesaurus“ gegen EnBWs Pläne, in Norddeutschland ein Kohlekraftwerk zu bauen.

„Wenn EnBW mit dem Slogan ‚Energie ist Verantwortung‘ wirbt, dann sollte der Energiekonzern seinen Worten auch Taten folgen lassen“, erklärte der Greenpeace-Atomexperte Mathias Edler. 63 Prozent der Radioaktivität im Endlager Asse kämen aus dem EnBW-Atomkraftwerk Obrigheim. Experten schätzen die Kosten für die Sanierung der Asse auf ca. 2,5 Milliarden Euro. Edler sagte dazu: „EnBW müsste somit anteilig 1,5 Milliarden Euro für die Sanierung bezahlen.“

Sogar in Kaliningrad wurde am Donnerstag gegen EnBW protestiert: Russische Wirtschaftszeitungen hatten vermeldet, dass EnBW und Inter RAO einen Kooperationsvertrag unterschrieben haben. Russische Umweltschützer befürchten nun, dass ein Atomkraftwerk in Kaliningrad das erste Kooperationsprojekt der beiden Atomkonzerne werden könnte: Inter RAO sucht nämlich einen westlichen Investor für den Bau von zwei 1.200-Megawatt-Reaktoren. „Die Mehrheit der Kaliningrader ist strikt gegen den Bau eines Atomkraftwerkes“, sagt Wladimir Sliwyak von der russische Umweltorganisation Ecodefense.

Dass EnBW kräftig investieren will, kündigte Chef Hans-Peter Villis auf der Hauptversammlung in Karlsruhe denn auch an: Bis 2011 sollen rund 7,7 Milliarden Euro unter anderem „in Unternehmensbeteiligungen investiert werden“. EnBW setzte 2008 rund 16,3 Milliarden Euro um und machte 1,8 Milliarden Euro – so viel, wie Greenpeace für Asse berechnet. NICK REIMER