Preisträgerin mit Umwegen

Elisabeth Strout: Pulitzerpreis Foto: AP

Früher mal methodistische Pastorin. Jetzt am Zenit der literarischen Karriere. Die US-amerikanische Autorin Irene Elizabeth Strout hat im Alter von 53 Jahren schon viel erlebt. Soeben gewann sie den Pulitzerpreis in der Kategorie Literatur, für ihren neuen Roman „Olive Kitteridge“. Vorher hatte sie mal zu Protokoll gegeben, sie versuche, die neue Aufmerksamkeit um ihre Bücher wenig zu beachten. Das dürfte nun echt schwierig werden. Der Pulitzerpreis ist der wichtigste Literaturpreis der USA.

„Olive Kitteridge“ erzählt von den Chancen, Veränderungen, Ängsten und Wünschen der Kleinstadtbevölkerung in Crosby, Maine. Mit Kleinstädten hat Strout ihre eigenen Erfahrungen gemacht: Nach dem Theologiestudium in New York und Pennsylvania arbeitete sie als Autorin und Verlegerin in New York. Dann sechs Jahre als methodistische Pastorin in Germantown, Pennsylvania, der ersten deutschen Siedlung in der Neuen Welt. Gegründet wurde sie von dem deutschen Anwalt Franz Daniel Pastorius. Er schrieb 1683: „Hier sollte es möglich sein, ein stilles und christliches Leben zu führen.“ Da hat Elizabeth Strout wohl nicht hineingepasst. Nachdem sie sich 2003 gegenüber der Kirchenleitung offen zu ihrer lesbischen Lebensgemeinschaft bekannt hatte, wurden ihre Ordinationsrechte aufgehoben. Die Autorin ging zunächst erfolgreich in Berufung. 2005 wurde diese Entscheidung jedoch revidiert, die kirchenrechtliche Restriktion gegen Strout blieb bestehen.

Das hat ihr jedoch weder literarisch noch privat geschadet. Bereits vor dem Pulitzerpreis avancierte ihr Buch „Abide with Me“ zum nationalen Bestseller; für den mittlerweile auch hierzulande bekannten Roman „Amy and Isabelle“ erhielt sie auch schon hohe Literaturpreise. Sie lebt heute mit Partnerin und zweijähriger Pflegetochter in Philadelphia. FRAUKE SCHMIKL