Die Männerpaarung stören

Seit fünfzehn Jahren gibt es die Frauenbeauftragte an den NRW-Unis. Zum Jubiläum ist die wissenschaftliche Männerriege längst nicht gebrochen

„Der Mainstream hält die Frauenbeauftragten für überflüssig“

AUS DORTMUNDANNIKA JOERES

Ihr Job ist es, sich überflüssig zu machen. Doch auch nach fünfzehn Jahren Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten an den Hochschulen in NRW ist der Anteil der Frauen winzig: Nur neun Prozent der ProfessorInnen sind weiblich. „Frauen müssen an den Unis immer noch Störenfriedinnen sein“, sagt Margot Gebhardt-Benischke von der Universität Wuppertal gestern an der Dortmunder Hochschule anläßlich der Jubiläumsveranstaltung. Sie müssten dafür kämpfen, die männlichen Traditionen an der Uni zu brechen. „Männer paaren sich mit Männern und gebären männlichen wissenschaftlichen Nachwuchs.“

Jahrzehntelang war der milliardenschwere Hochschulbetrieb geschlechtsblind. Noch Anfang der 1980er Jahre gab es im Wissenschaftsministerium keine Zahlen über den Frauenanteil an den Unis. Der neu gegründete „Aktionskreis Wissenschaftlerinnen“ ermittelte eine Quote von 3,8 Prozent und tingelte mit der skandalösen Zahl durch die Medien. 1985 wurde erstmalig im Hochschulrahmengesetz die Aufgabe verankert, Männern und Frauen gleiche Entwicklungschancen zu gewähren. „Damit war die Zeit der Unschuld vorbei“, sagte Gebhard-Benische. Aber obwohl eine zügige Gleichberechtigung vom Grundgesetz gefordert wird, meinten immer noch viele Männer, es stünde ihnen frei, Frauen zu fördern oder nicht. „Der Mainstream hält die Gleichstellungsbeauftragten für überflüssig.“

Dabei sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: Frauen stellen die Mehrheit der AbiturientInnen und immer noch ein Drittel der Promovierenden. Je dicker die Fleischtöpfe, je höher der Status, desto weniger Frauen kommen durch: Landesweit ist noch nicht einmal jede zehnte Professur weiblcih besetzt. Klar ist auch, dass der Nachwuchs nur die Karriere der Wissenschaftlerinnen ausbremst: 80 Prozent der Professoren haben Kinder, aber nur 50 Prozent der Professorinnen.

Uta Quasthoff, Prorektorin der Uni Dortmund, möchte trotzdem lieber das halb volle Glas betrachten. „Wenn ich jetzt als einzige Frau in einer Komission sitze, fällt das allen unangenehm auf.“ Früher seien Frauen auch in den Diskussionen nicht wahrgenommen worden, ihre Beiträge seien sozusagen gelöscht worden. „Jetzt werden wir gehört“, glaubt sie. Ignoranten gebe es zwar immer noch, aber die seien „nicht mehr Konsens“.

Einig waren sich gestern alle Gleichstellungsbeauftragten darüber, dass sie in der Zukunft mehr Macht besitzen müssen. Die Frage nach der Gerechtigkeit zwischen Student und Studentin, Professor und Professorin müsse bedeutender werden. Ute Zimmermann, Gleichstellungsbeauftragte der Dortmunder Uni forderte: „Wir müssen die Kosten der Ungleichbehandlung aufdecken.“ In Zukunft sollten alle Entscheidungen nach Geschlechterkriterien getroffen werden, alle Forschungen müssten das Geschlecht mit einbeziehen. Außerdem sollen die Gender Studies, die jetzt zum Beispiel gerade an der Bochumer Ruhr-Universität etabliert werden, stärker gefördert und verbreitet werden. „Jeder Winkel der Universitäten muss gegendert werden.“