Gespaltener wird’s nicht

Schon seit Jahren gibt es in Bremen einen Tarifvertrag, der Gewerkschaftsmitglieder besser stellt als andere Arbeiter

Bremen taz ■ Was in Nordrhein-Westfalen derzeit für Trubel sorgt, existiert in Bremen bereits seit vier Jahren – in aller Stille: ein Tarifvertrag, der Gewerkschaftsmitglieder besser stellt als die übrigen Arbeitnehmer. Geschlossen hat ihn im Jahr 2000 die Gewerkschaft ÖTV für die hiesigen Hafenarbeiter. Der zuständige Arbeitgeberverband war der Hafenbetriebsverein, heute: Unternehmensverband Bremische Häfen (UBH).

Die Besonderheit des Vertrags: Die geringere Rente bei Altersteilzeit wird durch eine Einmalzahlung von rund 2.500 Euro abgefedert. Allerdings sollen nur Mitglieder der ÖTV, die mittlerweile in der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di aufgegangen ist, von der Regelung profitieren. In Nordrhein-Westfalen hatte die IG Metall in den vergangenen Wochen rund ein Dutzend solcher Bonus-Verträge geschlossen. Dort, wo Unternehmen vom Flächentarifvertrag abweichen, sollen die GewerkschaftsmiTariftglieder eine Ausgleichsleistung erhalten – mehr Geld oder mehr Urlaub als ihre Kollegen. „Warum sollen unsere Mitglieder für die Verträgte kämpfen, und alle kommen in den Genuss?“ fragte die IG Metall. „Das spaltet die Belegschaft“, schimpfte der Arbeitgeberverband.

In Bremen sieht man die Dinge gelassen. Gespaltener wird’s nicht, glaubt man hier. Die meisten Belegschaften teilten sich doch ohnehin in organisierte und nicht-organisierte Arbeiter, so Wolfgang Schäfer, Geschäftsführer von ver.di Bremen. Um den Hafen-Tarifvertrag hat man damals kein großes Aufsehen gemacht. „Wir wollten die Arbeitgeberseite im Unternehmerlager nicht in Verruf bringen“, so Schäfer. Viele Unternehmer fürchten, dass wegen der Bonus-Tarifverträge wieder mehr Menschen in die Gewerkschaft eintreten könnten.

Heiner Bögemann treibt diese Sorge nicht um: „Im Hafen sind ohnehin über 90 Prozent der Arbeiter organisiert“, sagt der Geschäftsführer des UBH. „Und wenn die restlichen auch in die Gewerkschaft möchten, ist das doch ihr legitimer Anspruch“. Der Verband hat sich jedoch entschlossen, allen Arbeiter den Bonus zukommen zu lassen – ohne Ansehen ihres Status.

Andere Arbeitgeberverbände schließen solche Bonus-Verträge aus. „Niemand darf gezwungen werden, Mitglied in einer Organisation zu werden“, sagt Ortwin Baum vom Arbeitgeberverband Metall Unterweser. Wenn aber nicht-organisierte Arbeiter schlechter gestellt würden, gäbe es einen solchen Zwang, so Baum.

Dorothea Siegle