Pastor ohne Penunzen

Der Bremischen Evangelischen Kirche schwinden Mitglieder und Geld. Auf dem Kirchentag beraten die Delegierten heute, wo gespart werden kann

Bremen taz ■ Eine Sparkasse im Kirchenschiff, ein Kulturzentrum in der Kapelle – was in anderen Bundesländer bereits Realität ist, soll es in Bremen nicht geben: dass Kirchen verkauft und fremdgenutzt werden. „Der spirituelle Raum, das ist das Letzte, was wir preisgeben werden“, sagt der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Pastor Louis-Ferdinand von Zobeltitz. Klar ist aber: Der Bremischen Kirche geht es nicht gold, sie muss sparen – wenn nicht an Gotteshäusern, dann an Personal. Wie es mit weniger Geld weitergehen soll, ist eines der Themen auf dem heutigen Kirchentag. Zweimal im Jahr treffen sich die 164 Delegierten aus den Gemeinden zu einem Kirchentag – dem „Parlament“ der BEK –, beraten den Haushalt und brüten über die Zukunft.

Um bis zu 25 Prozent werden die Kirchensteuer-Einnahmen der Bremischen Kirche in den kommenden Jahren sinken, prognostizieren die BEK-Finanzexperten. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die Mitgliederzahlen sinken stetig, von 271.000 im Jahr 1998 auf 250.000 im vergangenen Jahr. Schuld daran seien aber nicht allein Kirchenaustritte: „Die Leute laufen der Kirche nicht weg, sie sterben weg“, sagt von Zobeltitz. Außerdem seien immer mehr Kirchgänger im Rentenalter – und Rentner müssen keine Kirchensteuer zahlen. Schließlich schadet der Kirche auch die geplante niedrigere Lohnsteuer. Die Bremer Kirchensteuer wird mit neun Prozent von der Lohn- und Einkommenssteuer berechnet – wenn diese nach den Steuerreform-Plänen der Bundesregierung sinkt, bekommt auch die Kirche weniger.

Die Lösung der Bremischen Kirche lautet „Regionalisierung“. Konkret bedeutet das, dass sich kleinere Gemeinden in Bremen künftig ein Gemeindebüro oder einen Pfarrer teilen sollen. „Dann hat ein Pfarrer eben zwei oder drei Predigtstellen – wie das auf dem Lande auch häufig ist“, so Schatzmeister Jürgen Albrecht. Zudem soll es thematische Schwerpunkte geben: So könnte eine Gemeinde verstärkt Jugendarbeit, eine andere vermehrt Altenarbeit machen. Welche Gemeinden sich künftig wen und was teilen werden, soll auf dem heutigen Kirchentag erstmals angedacht, in einem Jahr dann beschlossen werden. Entlassen will die BEK niemanden – stattdessen wird sie auslaufende Stellen nicht wieder besetzen. Für das kommende Jahr stehen aber erstmal keine Kürzungen an – noch hat die BEK Geld auf der hohen Kante: 6,65 Millionen Euro aus den Rücklagen der Kirche werden das Finanzloch 2004 stopfen. Dorothea Siegle