wasserstoff
: Innovation unterm Blechkleid

Die Eröffnung einer Wasserstofftankstelle ist mehr als ein PR-Gag. Wasserstoffautos sind eine Option für die Zukunft. Aber gleich die größte Wasserstofftankstelle der Welt? An der zunächst 16 Autos tanken. Für eine Technik, die vielleicht in 30 Jahren reif sein wird. Geht es nicht eine Nummer kleiner?

KOMMENTAR VON BEATE STRENGE

Wasserstoff ist sauber. Weniger deutlich sagen die Veranstalter aus Autoindustrie, Energiekonzernen und Verkehrsministerium, dass die Herstellung des Wasserstofftreibstoffs sehr viel Energie verbraucht. Solange die nicht aus erneuerbaren Quellen stammt, sind Wasserstoffautos nicht günstiger für die Umwelt. Vorsorglich spendet daher der Energiekonzern Vattenfall „grünen Strom“. Positives Image kann der Konzern gut gebrauchen. Er wurde erst jüngst von der schwedischen Regierung für seine ökologische Gleichgültigkeit in Deutschland heftig gerügt. Das Wasserstoffauto passt zudem gut zum Bundesverkehrswegeplan: Der investiert mehr in die Straße als in die Schiene. Und auch für die Autoindustrie kommt die Nachricht zu rechten Zeit. Nach dem Ölpreisschock stehen Spritfresser zunehmend am Pranger.

Zwar arbeitet die Autoindustrie an sparsameren Motoren, aber die Realität im Verkaufsraum sieht anders aus. Ein Verkaufsargument war Sparsamkeit oder Klimaschutz eh nie. Die Werbebroschüren preisen zwar in geradezu zärtlichen Worten allerlei „Innovationen unterm Blechkleid“ – der Spritverbrauch aber ist kein Thema. Die deutliche Angabe der Literzahlen wurde der Industrie erst kürzlich durch eine EU-Richtlinie abgerungen. Die Wasserstofftankstelle ist gut und schön. Doch mit sparsameren Motoren kann man vorerst viel mehr erreichen: schon mit heutiger Technik rund die Hälfte an Treibstoffverbrauch und CO2-Ausstoß.