Durch Zweisprachigkeit Barrieren abbauen

An der Kölner Ganztagsschule „Italo Svevo“ werden seit diesem Schuljahr Schüler parallel in Deutsch und Italienisch unterrichtet. Das soll ihre Berufschancen in einem vereinten Europa stärken und die gegenseitige Toleranz fördern

Köln taz ■ Mit 40 Schülerinnen und Schülern der 5. Klasse ist die neue deutsch-italienische Gesamtschule „Italo Svevo“ am Gladbacher Wall in ihr erstes Schuljahr gestartet. Ein Projekt, das die Zweisprachigkeit und die kulturelle Toleranz der Jugend fördern soll.

„Wir möchten erreichen, dass sich unsere Schüler gegenseitig als Menschen betrachten und die Staatsangehörigkeit irgendwann keine Rolle mehr spielt“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Lucia Bodde. Dass unterschiedliche Sprachen beim alltäglichen Miteinander für Barrieren sorgen können, davon ist sie überzeugt. „Es gibt viele Italiener, die nach Deutschland kommen, um hier zu arbeiten. Aber die meisten von ihnen bleiben zuerst nur im Familienverbund, weil sie die Sprache nicht sprechen. Das hindert dann alle daran, neue Beziehungen aufzubauen.“ Mit der deutsch-italienischen Ganztagsschule wollen die Lehrer die Integration auf „beiden Seiten“ so früh wie möglich fördern.

„Es ist nicht nur für italienische Kinder wichtig, Deutsch zu lernen, sondern für die deutschen Kinder ist es genauso wichtig, auch eine zusätzliche Fremdsprache zu lernen. In der heutigen Zeit muss man als Europäer einfach mehrere Sprachen beherrschen, um beruflich erfolgreich zu sein“, so Bodde. Spielerisch wollen die Lehrer versuchen, die deutschsprachigen Schüler an das Italienische heranzuführen. So werden in der 5. Klasse zunächst nur die Fächer Kunst und Sport komplett auf Italienisch unterrichtet. In der 6. Klasse kommen dann Erdkunde und Geschichte dazu, in Klasse 10 sollen fünf Fächer auf Italienisch und fünf Fächer auf Deutsch unterrichtet werden.

„Ich bin absolut überzeugt von diesem Konzept“, sagt Adele Krause, die ihren 11-jährigen Sohn Nicola an der deutsch-italienischen Gesamtschule unterrichten lässt. „Ich bin Italienerin, aber da unser gesamter Freundeskreis eher deutschsprachig ist, bin ich froh, dass mein Sohn auch in meiner Muttersprache gefördert wird.“

Fünf Stunden pro Woche haben die Schüler zusätzlich italienischen Sprachunterricht. „Aber auch, wenn die italienischen Kinder an unserer Schule meistens beide Sprachen beherrschen, sind sie nicht im Vorteil“, sagt die stellvertretende Schulleiterin. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auch Kinder aus einer italienischen Familie ihre Muttersprache häufig nicht richtig schreiben können und viele Mängel bestehen, so dass der Unterricht für alle Kinder gut ist“, so Lucia Bodde.

Die Schüler sollen sich gegenseitig helfen und ihre Entwicklung voran treiben, deshalb ist „Italo Svevo“ auch als Ganztagsschule organisiert. „So verbringen die Kinder viel Zeit miteinander, essen gemeinsam, machen zusammen Hausaufgaben und lernen dadurch um einiges schneller, ihre Sprachbarrieren zu überwinden“, meint Adele Krause. Stefanie Liebl

„Italo Svevo“ ist eine „Ersatzschule“ und wird über das Land refinanziert, so dass die Eltern nicht privat für das Schulgeld aufkommen müssen. Die Schule ist täglich von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Informationen: Tel. 0221/139 28 91