Bei Opel wächst der Druck

Absatz- und Qualitätsprobleme der Opel-Mutter GM in den USA belasten die Verhandlungen über die Zukunft der europäischen Standorte. Auch in Deutschland gehen die Zulassungszahlen weiter zurück

In den USA schließt GM Fabriken nach dem „Prinzip Hoffnung“

AUS RÜSSELSHEIMKLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Bei General Motors (GM), dem größten Automobilbauunternehmen der Welt, reißen – wie bei der deutschen Tochter Adam Opel AG – die Hiobsbotschaften nicht ab. Bereits im dritten Quartal 2004 fuhr der Konzern wegen anhaltender Absatzprobleme in die Verlustzone und „erwirtschaftete“ in den Vereinigten Staaten ein Minus von über 22 Millionen US-Dollar. Schon der Oktober sollte die Wende bringen. Doch auch im vergangenen Monat brach GM auf dem US-Markt erneut ein, wie aus der jetzt vorliegende Monatsbilanz hervorgeht.

Das erhöht den Druck auf die Verhandlungen in Deutschland um die geplanten Einsparungen in Europa, die in dieser Woche in die heiße Phase gehen. Während die gesamte Branche in den Staaten insgesamt bei den Verkaufszahlen ein Plus von zwei Prozent verbuchen konnte, mussten die Massenhersteller GM und Ford erneut Umsatzeinbußen von fünf Prozent vermelden.

Für GM kam es am vergangenen Wochenende noch dicker. Rund 1,5 Millionen neu ausgelieferte Autos wurden in die Werkstätten beordert. Sie waren mit defekten Bremsleuchten und – in Einzelfällen – wohl auch mit fehlerhaften Bremssystemen verkauft worden. Die Rückrufaktion impliziert einen gewaltigen Imageschaden für GM, der den zuvor von der Konzernzentrale jetzt eigentlich für das gesamte vierte Quartal 2004 in Aussicht gestellten Wiederanstieg der Verkaufszahlen in den Staaten wenig wahrscheinlich macht; trotz einer aktuellen Modelloffensive.

Die prekäre Lage von GM in den Staaten dürfte bei den laufenden Verhandlungen zwischen Managern und Arbeitnehmervertretern in Rüsselsheim den Spielraum für Zugeständnisse an die Beschäftigten noch weiter einengen. Der Konzern will in Europa 12.000 Stellen streichen und eventuell auch ein Werk schließen.

In den Staaten hat GM schon die Stilllegung von Produktionsstandorten beschlossen; allerdings nur befristet. Fünf Autofabriken von GM in den Staaten sollen bis zu fünf Wochen dichtgemacht und rund 10.000 Beschäftigte nach Hause geschickt werden. Das „Prinzip Hoffnung“ also.

Was aber geschieht, wenn die Absatzkrise von GM auch in den Staaten latent wird ? Aus Detroit gab es dazu noch keinen Kommentar. In Rüsselsheim wird befürchtet, dass sich die „von den Staaten aus ferngesteuerte Verhandlungsdelegation der Arbeitgeber“, so ein Vertrauensmann bei Opel, dann „noch hartleibiger“ geben werde als das ohnehin schon der Fall sei.

Bei Opel selbst hält die Absatzflaute trotz der guten Kritiken für die neuen Modellreihen an. Das Kraftfahrtbundesamt veröffentlichte gerade die Zulassungszahlen für 2004 bis zum Oktober: Tendenz steigend (plus 4,5 Prozent) – im Vergleich mit den Zulassungszahlen für die ersten drei Quartale 2003.

Doch Opel ist aktuell erneut der große Verlierer. Für die Traditionsmarke entschieden sich nur knapp 280.000 Käufer, was zu einem Rückgang bei den Zulassungszahlen von 4,2 Prozent führte. Dadurch verringerte sich der Marktanteil von Opel in Deutschland noch einmal um 0,3 Prozent auf 10,3 Prozent.