Das Medium nutzen, nicht benutzt werden

Der Düsseldorfer Landtag befasst sich an zwei Tagen mit der Medienkompetenz im Land. Direktor der Landesmedienanstalt plädiert für Abschied von alten Modellen. Ansätze zum neuen Umgang sind vielfältig

DÜSSELDORF taz ■ Die Anwendungsmöglichkeiten von Medien stehen im Mittelpunkt des zweitägigen „Tags der Medienkompetenz im Landtag NRW“. „Medienkompetenz bedeutet nicht nur, einen Computer bedienen zu können. Entscheidend ist die Fähigkeit, Wahrgenommenes richtig einordnen zu können und Medien möglichst gewinnbringend zu nutzen“, heißt es in der Ankündigung des veranstaltenden „Europäischen Zentrums für Medienkompetenz GmbH“. Wie es mit der Umsetzung aussieht, können seit gestern Bürgerinnen und Bürger im Rahmen einer Ausstellung mit über 50 Projekten, Initiativen und Medienunternehmen von der Förderung der Medienkompetenz begutachten. Partner der Tage sind Landesregierung, Landtag und die Landesanstalt für Medien .

Einen „Abschied vom Sender-Empfänger-Modell“ fordert der Direktor der Landesmedienanstalt, Norbert Schneider. „Wir müssen nicht nur darauf schauen, dass das Medium etwas mit uns macht.“ Empirisch könne man etwaige Veränderungen nicht belegen, aber es gebe die Erkenntnis, dass die Medien sich etwas vom „Diktat des wirtschaftlichen Wachstums der 90er Jahre“ verabschiedet hätten. Inhalte seien wichtiger geworden. Vor allem wenn es um die Arbeit mit Kindern im Vorschulalter gehe. „Gerade hier ist die anschauliche Erklärung des Wie und Warum entscheidend“, so Schneider.

Mit den Problematiken der Vermittlung befassen sich auch die diversen Aussteller der Tage für Medienkompetenz. Das Projekt „schlagzeilen: Materialien zur Boulevardberichterstattung“, des Adolf Grimme Instituts in Marl befasst sich mit der „Simplifizierung, Emotionalisierung und Dramatisierung“ im Boulevardjournalismus. Die Analyse geht dabei weit über BILD oder Express hinaus. Das Fernsehen ist mittlerweile der Boulevard – vor allem im Privaten. Das Medienpaket richtet sich nach Angaben der Projektleiter an Lehrer der Klassen 7 bis 10 und Pädagogen in der außerschulischen Bildungsarbeit. Eine andere Zielgruppe spricht das Projekt „Senioren: Medien – Migration – Integration – Partizipation“, des Arbeitskreis Ostviertel aus Münster an: Ältere Migranten sind von vornherein von etlichen Zugängen zur Erlangung medialer Kompetenz ausgeschlossen. Internetplattformen und Workshops sollen Abhilfe schaffen.

„Ziel muss es sein, allen Menschen in unserem Land die gleichen Chancen zur Erlangung von Medienkompetenz zur Verfügung stellen zu können“, sagte NRW-Staatssekretärin für Medien, Miriam Meckel (SPD), auf dem gestrigen Symposium im Landtag. Alle müssten an der gemeinschaftlichen Kommunikation teilhaben können.

Zu Beginn des Symposiums hatte der ehemalige Oppositionsführer der NRW-CDU, Helmut Linssen, die Medienerfahrungen der älteren Generationen beschrieben: Früher sei es einfacher gewesen. „Die Medien hießen Zeitung, Radio oder Telefon.“ Doch die alte Übersichtlichkeit gehört der Vergangenheit an. Zum Glück: Wäre das Symposium nicht im Internet übertragen worden, hätten wir ein Problem. HOLGER PAULER