Segen für die „rote Heidi“

Rheinische Kirche lobt Entschuldigung in Namibia

Sie tat, was andere vermieden: Weil sich Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) für die Niederschlagung des Aufstandes der Herero, Nama und Damara durch Kolonialtruppen entschuldigte, erhält sie jetzt den „Peter-Beier-Preis“ der evangelischen Kirche im Rheinland. Präses Nikolaus Schneider würdigte die „neue Qualität“ ihrer Äußerungen. Co-Preisträger ist Zephania Kameeta. Der namibische Bischof nahm Wieczoreks-Zeuls Entschuldigung „ohne Wenn und Aber“ an.

Bislang hatte sich die Bundesregierung stets nur „bedauernd“ zum Völkermord geäußert – anders bei der Gedenkveranstaltung zum 100. Jahrestag am 13. August: „Alles, was ich gesagt habe, war eine Entschuldigung für die Verbrechen, die unter deutscher kolonialer Herrschaft begangen worden sind“, sagte die als Parteilinke geltende „rote Heidi“ Wieczorek-Zeul am Waterberg. General Lothar von Trotha hatte dort die überlebenden Kämpfer und deren Familien in die Omaheke-Wüste gejagt; bis zu 90.000 Menschen fanden den Tod.

Weil Missionare in den Genozid verstrickt waren, sieht sich die rheinische evangelische Kirche in der Pflicht zur Aussöhnung mit Namibia. Am Versöhnungswerk ist auch die EKD beteiligt: Auf der Bundessynode in Magdeburg weilt eine Herero-Delegation. Am 18. November widmet sich eine Konferenz in Bremen dem Thema. Mit dabei ist wiederum ein Politiker von Bundesrang: Bremens Landeschef Henning Scherf (SPD).

Der Beier-Preis ist mit je 5.000 Euro dotiert – für die Bundeshaushälter ein schwacher Trost: Denn die Entschuldigung Wieczorek-Zeuls gilt als sehr riskant. Den Nachfahren der Opfer könnte von US-Gerichten nun eine Wiedergutmachung zugesprochen werden. Aufgrund des immensen Streitwertes von zwei Milliarden Euro äußerte sich die Bundesregierung bisher nur vorsichtig zum „ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts“ (Schneider). CSC