kommentar: dioxin in lebensmitteln
: Europäisches Trauerspiel

Seit einer Woche hat Europa einen neuen Lebensmittelskandal: Möglicherweise kursieren in Deutschland, Belgien und den Niederlanden dioxinverseuchtes Fleisch und Kartoffelprodukte. Gefragt wäre eine schnelle Reaktion, eine gute Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg, gerade wegen der aufwändigen Untersuchungsverfahren.

Doch das so genannte „europäische Schnellwarnsystem“ versagt: Angeblich liegen dem niederländischen Agrarministerium seit Tagen Hinweise auf eine Belastung von Produkten des Pommes Frites-Herstellers McCain vor, doch weder Bundes- noch NRW-Landesregierung wurden informiert. Umständlich und vor allem langsam muss Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast auf offiziellem Weg um Aufklärung bitten.

Ebenfalls unzureichend scheint die innerdeutsche Koordination: Zuständig für die rheinland-pfälzische Tongrube als Auslöser der Dioxinverseuchung ist die dortige Landesregierung, um nach Bayern geliefertes Fleisch aus Nordrhein-Westfalen kümmern sich die Bayern selbst, und warum möglicherweise dioxinbelastetes Kaolinit auch als Filter bei der Speiseölherstellung und als Hilfsstoff in der Kosmetikindustrie Verwendung gefunden haben könnte, weiß das NRW-Verbraucherschutzministerium nicht – und verweist stattdessen auf die nicht minder hilflosen Berliner Bundesbehörden. Verbraucherschutz, gar Verbrauchervertrauen lässt sich so nicht herstellen – weder auf europäischer noch auf nationaler Ebene.

ANDREAS WYPUTTA