Stromeinnahmen stützen RWE-Ergebnis

Der Essener Stromriese RWE veröffentlichte gestern sein Quartalsergebnis. Regulierungsbehörde für Strom dämpft die Zukunftsaussichten

ESSEN taz ■ Der Essener RWE-Konzern rechnet für das laufende Jahr mit sinkenden Gewinnen. Bei der gestern veröffentlichten Konzernbilanz für das dritte Quartal des Jahres, gab RWE bekannt, dass der Gewinn im laufenden Geschäftsjahr wahrscheinlich nur noch bei einem Plus „in der Nähe von zehn Prozent“ liegen werde, wie der Finanzvorstand Klaus Sturany mitteilte.

Bisher hatte der Konzern damit gerechnet, in 2004 einen Gewinn von 10 bis 15 Prozent einzufahren. Schuld an der Gewinnminderung ist nach Sturanys Angaben der Verkauf der Entsorgungssparte RWE Umwelt an den Entsorger Rethmann. 292 Millionen Euro müsse das Unternehmen an Wertabschreibungen wegen des Verkaufes vornehmen, sagte der Finanzvorstand. Für das nächste Jahr senkte Sturany zugleich die Erwartungen der Aktionäre. Wegen der zu erwartenden Regulierungen durch die neu geschaffene Behörde für den Strom- und Gasmarkt werde das Unternehmen im nächsten Jahr vermutlich weniger Gewinn mit Stromerzeugung und Transport machen, sagte RWE-Mann Sturany.

Die Sparte RWE Energy ist mit einer Steigerung um 17, 2 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres weiterhin die Cash Cow des Konzerns. Insofern würde eine wirksame Regulierung des Strommarktes das Unternehmen im nächsten Jahr empfindlich treffen. Verbraucherschützer rechnen jedoch nicht damit, dass sich an der Situation mit Einführung der Regulierungsbehörde im nächsten Jahr viel ändert. „Für die Verbraucher sind diese Zahlen ein Ärgernis“, sagt Jürgen Schröder, Jurist der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Die Stromkosten seien auch Jahre nach der Liberalisierung des Strommarktes immer noch nicht transparent. „Wenn die Regulierungsbehörde für Strom und Gas kein scharfes Schwert in die Hand bekommt, bleibt es schwierig“, sagt Schröder. Es gebe durch die Macht der Stromkonzerne mittlerweile kaum Wettbewerb im Strommarkt, „denn die haben alle Varianten genutzt, Wettbewerb erst gar nicht entstehen zu lassen“, sagt er. Wegen hoher Durchleitungsgebühren und Schikanen für Wechselwillige sei der Markt zerstört worden. Zur Ankündigung der RWE, die Strompreise zu Anfang des Jahres um fünf Prozent erhöhen zu wollen, sagt Schröder: „Wir raten den Kunden, nur unter Vorbehalt zu zahlen.“ Dann könnten sich die Verbraucher späteren Klagen anschließen, um das Geld zurück zu fordern.

Konzernsprecher Bill McAndrews möchte das gute Abschneiden der RWE im Unternehmensbereich Energy nicht mit den Strompreisen in Deutschland in Verbindung bringen. „Der Strommarkt in Deutschland ist im benannten Zeitraum nur um 0,5 Prozent gewachsen“, sagt er. Vielmehr seien Zuwächse in Polen, Ungarn und der Tschechei für das gute Ergebnis verantwortlich. In Polen habe es beispielsweise einen Zuwachs von 3,5 Prozent gegeben. Im Energy-Bereich bilde sich der gesamte europäische Strommarkt ab. „Mit den beantragten Preiserhöhungen hat das Ergebnis nichts zu tun“, sagt McAndrews.ELMAR KOK