Neuer Dioxinverdacht

In NRW musste ein weiterer Bauernhof dichtmachen, der Kartoffelstärke aus den Niederlanden bezogen hatte

BERLIN dpa/rtr ■ Die Affäre um dioxinverseuchtes Tierfutter weitet sich aus: Die Behörden haben einen vierten Bauernhof in Nordrhein-Westfallen gesperrt, der Kartoffelstärke aus den Niederlanden bezogen habe, sagte Nordrhein-Westfalens Agrarministerin Bärbel Höhn (Grüne) am Montag. Bullen des Betriebes in Schöppingen seien auch nach Bayern geliefert worden. „Wir warten auf Proben aus den Futtermitteln“, sagte Höhn. In den Niederlanden waren 120 Höfe gesperrt worden, in Belgien acht.

Die Verseuchung des Tierfutters hat ihren Ursprung in Kartoffelresten aus der Herstellung von Pommes frites. Bei der Sortierung der Kartoffeln war vermutlich dioxinbelastete Tonerde aus Rheinland-Pfalz zum Einsatz gekommen. Auch in Pommes frites und einer Milchprobe in den Niederlanden war Dioxin festgestellt worden.

Höhn schloss sich der Forderung von Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) nach Konsequenzen aus der Affäre an. „Der Fall macht deutlich, wie dringend wir eine europaweite Positivliste für Futtermittel brauchen“, sagte Künast der Financial Times Deutschland (Montagausgabe). In der Liste müsse klargestellt werden, welche Stoffe in Futtermitteln enthalten sein dürfen. Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Agrarministeriums hatte die seit August bis vor gut einer Woche verwendete Tonerde 910 Nanogramm Dioxin je Kilogramm aufgewiesen – bei einem erlaubten Grenzwert von 0,75 Nanogramm pro Kilogramm.

In Bayern ist das Fleisch von zwölf Schlachtbullen aus Nordrhein-Westfalen in den Handel gebracht worden, die möglicherweise mit dioxinbelasteten Kartoffelschalen gefüttert wurden. Ein Sprecher des Umweltministeriums sagte am Montag in München, die zwölf Bullen seien an einen Schlachtbetrieb in Bayern geliefert und bereits geschlachtet worden. Ein Teil des Fleisches sei bereits ausgeliefert. Der Rest werde nun im Schlachtbetrieb zurückgehalten.

Die Lieferwege würden nun überprüft, um möglichst den Rest des Fleisches ausfindig zu machen. Es könne nicht gesagt werden, ob bereits Fleisch dieser Tiere verzehrt worden sei. Es sei auch nicht zwangsläufig so, dass im Fall der Fütterung der Tiere mit dioxinbelastetem Futter auch das Fleisch unzulässig hohe Belastungen aufweise. Ergebnisse einer Probe würden diese Woche erwartet.