Waffen im Lottoladen

In Hamburg gibt es Hunderttausende nicht registrierter Knarren. Heute Expertenanhörung im Innenausschuss

Man nennt sie „erlaubnisfreie Waffen“: Etwa 440.000 Schreckschuss-, Reizstoff-, Signal- und Gaswaffen sollen in Hamburg zirkulieren, die Mehrzahl aller Raubüberfalle wird mit ihnen verübt. Das 2003 verabschiedete neue Waffengesetz schreibt zwar eine „Registrierung der Käufer“ solcher Waffen vor – doch „fast niemand“ halte sich an das neue Recht und lasse sich registrieren, schlägt die GAL-Abgeordnete Antje Möller Alarm. Da die erwartete Flut von Anträgen auf Erteilung eines „Kleinen Waffenscheins“ ausgeblieben sei, plane der Senat jetzt, die für die Umsetzung des Waffenrechts eingerichteten zusätzlichen Stellen bei der Polizei schlicht wieder abzubauen, ereifert sich Möller.

Für heute hat der Innenausschuss der Bürgerschaft Experten von Polizei, Einzelhandel, Handelskammer und Rechtsmedizin geladen. In der Anhörung werde man den Einzelhandel fragen, wie ernst es ihm mit der öffentlichen Sicherheit sei, kündigte Möller an. „Wenn die Waffen für Raubüberfälle nicht mehr im Lottoladen nebenan gekauft werden könnten, wäre dies ein Meilenstein in der Bekämpfung der Raubkriminalität.“

SPD-Innenexperte Andreas Dressel forderte deshalb einen „überparteilichen Konsens gegen Waffen“. Der Verkauf müsse stärker reglementiert werden. Ein „Messerverbot auf dem Kiez“ reiche nicht aus. „Hamburg braucht eine ganzheitliche Entwaffnungs-Strategie“, befindet Dressel. Markus Jox