Ein Hauch von Schlosspark

Auf dem Schlossplatz entsteht bis Ende Mai eine offene Rasenfläche. Mit der Grünanlage will die Stadt die Zeit bis zum Baubeginn des Humboldt-Forums überbrücken. Der Bund gründet eine eigene Stiftung für das Stadtschloss

Die Köpfe der Passanten drehen sich neugierig in Richtung Schlossplatz: Wo vor Kurzem noch eine große Baugrube hinter den Absperrgittern klaffte, sehen sie nun eine helle Sandfläche. Wind wirbelt die feinen Körner auf und trägt sie über das offene, weite Areal auf der Spreeinsel.

Auf der nun freien Fläche stand zuvor der Palast der Republik. In einem zweijährigen Abbauverfahren wurde das Gebäude jedoch abgerissen – oder „zurückgebaut“, wie es offiziell heißt. In Zukunft soll hier das Humboldt-Forum – weitgehend mit den Fassaden des einstigen Stadtschlosses – entstehen. Doch Baubeginn ist frühestens im Herbst 2010. In der Zwischenzeit sorgt die Stadt für eine angenehme Übergangslösung: Sie legt eine Grünfläche an.

„Anfang Mai werden wir den Rasen aussäen, danach bekommt er etwa sechs Wochen Zeit, um zu wachsen“, erklärt Manuela Damianakis, Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Wann das Gelände komplett zugänglich wird, sei allerdings abhängig von der Witterung, der Rasen soll sich zunächst festigen. Ein Termin für die Eröffnung der Grünanlage steht daher bislang nicht fest.

Auf der westlichen Seite des Geländes ist die Entwicklung schon weiter. Bereits seit Oktober 2008 zeigt hier die Temporäre Kunsthalle Gegenwartskunst. Und schon jetzt können Besucher über befestigte Holzstege neben der Halle spazieren, die an den archäologischen Ausgrabungsstätten auf dem Schlossplatz vorbeiführen. Schautafeln informieren über Schlossgeschichte und das Bauvorhaben Humboldt-Forum.

Ähnlich soll die zweite Hälfte des Areals gestaltet werden. Die Rasenfläche auf der östlichen Hälfte des Platzes werden ebenfalls hölzerne Wege durchqueren, dennoch wird die Wiese auf dieser Seite begehbar sein. Den Abschluss der zur Spree hin abfälligen Erholungsfläche soll laut der Sprecherin eine Art Amphitheater bilden.

Möglich wurde diese Rasengestaltung durch die Aufschüttung der eigentlichen Baugrube – 18 Tonnen Füllboden, bestehend aus Sand und aufliegendem Mutterboden, waren hierfür nötig. Laut Senatsverwaltung für Stadtentwicklung belaufen sich die Kosten des Übergangskonzepts auf 1,3 Millionen Euro.

Unterdessen will der Bund zügig eine eigene Stiftung für das Stadtschloss auf den Weg bringen. Es sei vorgesehen, die Gründung bereits in der kommenden Woche im Kabinett zu beschließen, sagte eine Sprecherin des Bundesbauministeriums. Die Stiftung solle bis Anfang Juli mit ihrer Arbeit beginnen. Sie solle Bauherrin bei dem 552-Millionen-Euro-Projekt sein und auch Spenden sammeln, etwa für die barocken Schlossfassaden. Es sei jedoch keine „Konkurrenz“, sondern eine „Ergänzung“ zu dem privaten Förderverein Berliner Schloss. Dieser hatte zugesagt, mithilfe von Spenden die 80 Millionen Euro für die Rekonstruktion der Barockfassaden aufzubringen, bislang allerdings erst 10,6 Millionen Euro eingenommen. TERESA SITZMANN