Lachen auf Kommando gegen Kummer und Angst

Wer im Alltag nichts zu lachen hat, kann das jetzt lernen. Einmal wöchentlich führen in Köln-Riehl professionelle Lachtrainer in die Kunst des Lachens ein. „Lach-Yoga“ heißt die aus Indien stammende Anleitung zum Glücklichsein. Gezieltes Lachen soll Stresshormone abbauen und das Immunsystem stärken

Von ANNE HANSEN

Angelika Weiss kommt zu spät. „Die Innere Kanalstraße war gesperrt“, sagt sie, schaut in die Runde und fängt an zu lachen. Brigitte Abels prustet los, Thomas Weisweiler hält sich schon den Bauch, Roswitha Dommaschk kichert und Alice von Hoegen, die heute zum ersten Mal hier ist, grinst auch. „Ein Naturtalent“, sagt Angelika über die Neue, die sich offenbar geschickt zeigt und ohne ersichtlichen Grund loslachen kann.

Die Stunde kann beginnen. Seit drei Wochen wird immer mittwochs in der Kölner Lachschule in Riehl gelacht. Professionell, unter Anleitung. „Lach-Yoga“, nennt sich das, was auf den ersten Blick ein wenig befremdlich wirkt. Fünf Leute stehen in einem Kreis zusammen und lachen. Sie lachen zum Beispiel wie Hühner oder lachen in ein imaginäres Handy hinein. Oder sie lachen über einen Rasenmäher, den sie versuchen, pantomimisch in Gang zu bringen. Aha.

Das Ganze ist nicht nur ein „Blödelverein“, wie Brigitte Abels es nennt, sondern es steckt ein Konzept dahinter, das in Indien entwickelt wurde. Gezieltes Lachen ist demnach gut für Körper und Seele. In einer Broschüre des Verbandes der deutschen Lach-Yoga-Therapeuten heißt es: „Lachen setzt Glückshormone frei, baut Stresshormone ab, stärkt das Immunsystem, und Kummer und Angst lösen sich auf.“ Nachdem mehrere Bücher zu dem Thema erschienen sind, ist „Lach-Yoga“ inzwischen auch in Deutschland populär. Wie in der Villa Dietrich in Köln-Riehl.

Es lachen heute: Alice von Hoegen, 44, zum ersten Mal hier und sehr gespannt. Angelika Weiss, 58, aus Aachen, schon seit September „mit dem Lach-Virus infiziert“. Thomas Weisweiler, 50, von Beruf professioneller Lachtrainer. Kein Scherz! Roswitha Dommaschk, ebenfalls zum ersten Mal hier, nach eigener Darstellung aber „von jeher eine Frohnatur“ und Brigitte Abels, 54, Vorsitzende des Verbandes der deutschen Lach-Yoga-Therapeuten und heutige Kursleiterin.

„Am Anfang ist es sicher schwer, sich vollkommen hinzugeben“, begrüßt Abels die Teilnehmer. „Aber ihr werdet sehen, dass es ganz schnell geht und ihr euch hinterher einfach glücklich fühlen werdet.“ Sie strahlt in die Runde. Angelika flüstert ihrer Nachbarin Alice zu, dass sie sich am Anfang sicher bescheuert fühlen werde. Aber das mit dem Glücklichsein, das komme garantiert, sagt sie und gluckst.

Die erste Übung ist die Begrüßung. Die Lach-Teilnehmer sollen im Raum umher laufen und die anderen anlachen. Aber bitte nicht nur schmunzeln, sondern richtig lachen. Die Neueinsteiger Roswitha und Alice schauen sich ein wenig unsicher an, aber Profi Thomas macht den Anfang. Er lacht und lacht und lacht. Einfach so. Die anderen lachen jetzt auch und nach wenigen Minuten gehen alle fünf Teilnehmer lachend durch den Raum. Ein paar haben rote Köpfe, Thomas muss ab und zu in die Knie gehen und Brigitte hält sich den Bauch. Nachdem die Übung zu Ende ist, klatschen alle in die Hände, sagen „ho ho – ha ha ha.“

Nächste Übung: hinter vorgehaltener Hand lachen wie ein Chinese. „Wenn uns jemand sehen könnte, würde er uns für verrückt erklären“, sagt Brigitte Abels. „Aber ihr müsst versuchen, euren Kopf auszuschalten und euch drauf einzulassen.“

Leichter gesagt als getan. Die nächsten Übungen bestehen darin, die Finger einzeln umzuklappen und bei jedem Finger lauter zu lachen, durch ein imaginäres Fernrohr zu sehen und sich dabei totzulachen oder so zu tun, als fahre man auf einem Motorrad, das anstelle von Motorengeräuschen Lachlaute von sich gibt. „Man darf nicht darüber nachdenken, was man hier macht“, sagt Alice zwischen zwei Übungen und schüttelt den Kopf. Dann lacht sie. Ohne Anweisung.

Nach einer Stunde ist das „Lach-Yoga“ vorbei. Alice von Hoegen ist euphorisch. Sie finde es „total genial“ und wolle auf jeden Fall weitermachen. Roswitha Dommaschk will auch wiederkommen. Vielleicht lerne man dadurch auch neue Leute kennen. „Welche, die gerne lachen“, sagt sie und lacht schon wieder oder immer noch.

Angelika Weiss kann noch gar nicht sprechen. Sie hält sich immer noch den Bauch vor Lachen und wedelt mit den Händen. Später sagt sie, dass sie im Dezember ihre eigene Lachschule in Aachen eröffnen wird. „Das muss man einfach mit anderen Leuten teilen“. Thomas Weisweiler ist ziemlich entspannt. Na ja, er lache halt jeden Tag. Die Euphorie der Frauen, die heute zum ersten Mal unter Anleitung gelacht haben, habe er vor vier Jahren gespürt. Seitdem lacht er nur noch. Nichts könne ihn mehr aus der Ruhe bringen. Ob geplatzte Mülltüten auf der Treppe oder Milch, die überkocht. Nein, er lache darüber. So einfach sei das. Er strahlt. Brigitte Abels ist mit ihrer Gruppe zufrieden. Die neuen „Lacher“ hätten sich gut eingebracht und super mitgelacht.

Wer sich für „Lach-Yoga“ interessiert, kann sich unter 0221 91647128 anmelden. Eine Zehn-Stunden-Karte kostet 50 Euro. Nächstes Seminar: 13. und 14. 11. in Köln. Infos: www.hoho-haha.de.