Kontaktmesse mit Zündstoff

Weil die Initiatoren der Dortmunder Uni-Kontaktmesse Konaktiva den Rüstungsproduzenten Diehl einluden, erklärte der Uni-Senat den Waffenhersteller für unerwünscht. Diehl kommt trotzdem

VON ELMAR KOK

„Was die Bundeswehr braucht“, sagt Michael Prymelski, Sprecher des Nürnberger Rüstungskonzerns Diehl, „werden wir denen zur Verfügung stellen“. Und da die Bundeswehr bei Diehl seit 1964 keine Anti-Personen-Minen mehr bestellt, sei die Firma in diesem Bereich nicht mehr aktiv. Trotzdem hat der Senat der Dortmunder Universität die Firma Diehl für „unerwünscht“ auf dem Campus erklärt. Diehl möchte auf der am Dienstag beginnenden studentischen Kontaktmesse Konaktiva für Nachwuchs werben und hält die Vorwürfe von StudentInnen, Diehl sei ein Minenproduzent, der geächtet werden müsse, für falsch.

Gegen den Senat der Universität behält sich das Waffenunternehmen zudem rechtliche Schritte vor. Das schreibt das Unternehmen in einem Brief an den Dortmunder Uni-Rektor Eberhard Becker. Der Brief liegt der Campus-Zeitung InDOpendent vor. Becker ist als Rektor Vorsitzender des Senats, der dem Antrag des Studenten Rainald Ötsch folgte. Welche rechtlichen Schritte das Rüstungs-Unternehmen gegen den Rektor der Universität unternehmen will, mag Prymelski nicht sagen. Ebensowenig will er den Brief, in dem der Konzern dem Senat vorwirft, „ihren Studenten das Recht zu verweigern, sich eine eigene Meinung über die in Deutschland angebotenen Arbeitsplätze zu verschaffen“, kommentieren.

Ole Lünnemann, Sprecher der Universität, will sich auch nicht zum Briefwechsel mit Diehl äußern. Es sei klar, dass es eine Reaktion auf den Brief der Firma geben werde, sagt er. Welche juristischen Möglichkeiten der Konzern ausloten mag, kann sich Lünnemann nicht vorstellen. „Ich bin kein Jurist“, sagt er, „letztlich hat der Senat den Rektor aufgefordert und dieser ist der Entscheidung des Senats gefolgt“.

Dessen Entscheidung soll denkbar knapp ausgefallen sein, sagt Kore Nordmann, Sprecher der Attac-Hochschulgruppe. „Ein Antrag zur Nicht-Entscheidungsfindung ist zuvor knapp abgelehnt worden“, sagt Nordmann. Die Erklärung des Senats habe ihn aber sehr positiv überrascht.

Die Veranstalter des bundesweiten Friedenspolitischen Ratschlags, Friedensforscher der Uni Kassel, führen die Firma Diehl jedenfalls immer noch unter den Minenproduzenten. „So bietet zum Beispiel die Gesellschaft für Intelligente Wirksysteme (GIWS), ein Gemeinschaftsunternehmen der Firmen Diehl und Rheinmetall, eine Flächenverteidigungsmine an“, berichten die Friedensforscher.

Die Globalisierungsgegner wollen zu Beginn der Kontaktmesse am kommenden Dienstag symbolisch einen so genannten „Macchiavelli-Preis“ an die auf der Messe vertretenen Unternehmen vergeben, die ihrer Meinung nach verantwortungslos agieren. Nach Diehl wird der Messeveranstalter Konaktiva den zweiten und RWE den dritten Preis für seine Anstrengungen zur Privatisierung der Wasserwirtschaft in Schwellenländern bekommen.