Hilfswerk zieht aus Irak ab

Angesichts der Sicherheitslage stellt „Ärzte ohne Grenzen“ seine Tätigkeit ein. Die Gefechte rund um Falludscha gehen weiter. US-Truppen trainieren den Häuserkampf

BRÜSSEL/BAGDAD epd/ap ■ Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ zieht sich aus dem Irak zurück. Die Sicherheit der internationalen und irakischen Mitarbeiter könne nicht mehr garantiert werden, begründete die Organisation am Donnerstag in Brüssel ihre Entscheidung. Offenbar sei im Irak jeder gefährdet, der mit internationalen Hilfsorganisationen in Verbindung gebracht werde.

„Wir bedauern zutiefst, dass wir der irakischen Bevölkerung nicht mehr zur Seite stehen können“, sagte der Geschäftsführer der belgischen Sektion von „Ärzte ohne Grenzen“, Gorik Ooms. Alle Kriegsparteien im Irak hätten jedoch wiederholt gezeigt, dass sie unabhängige humanitäre Hilfe nicht respektierten. Derzeit seien in dem Land vor allem lokale Helfer für die Organisation im Einsatz. In den vergangenen Monaten haben Aufständische mehrfach Mitarbeiter von Hilfsorganisationen entführt. Zuletzt wurde die Leiterin von Care im Irak, Margret Hassan, verschleppt. Ihre Entführer fordern den Rückzug der britischen Truppen.

„Ärzte ohne Grenzen“ leistet seit etwa zwei Jahren medizinische Hilfe im Irak. Unter anderem habe die Organisation drei Gesundheitszentren im Bagdader Stadtteil Sadr City gebaut und ein Krankenhaus unterstützt, hieß es. Zudem hätten die Mitarbeiter einen ambulanten Service eingerichtet. Die Projekte im Irak werden von Brüssel aus koordiniert.

Auch gestern gingen die Gefechte um die Stadt Falludscha, die sich in Händen von Aufständischen befindet, weiter. US-Kampfjets nahmen Stellungen von Aufständischen unter Beschuss, wie die US-Streitkräfte mitteilten. Außerdem kam es zu Schießereien in einem Vorort von Falludscha, wie ein Sprecher der Marineinfanterie erläuterte. Anwohner berichteten von heftigen Schusswechseln.

US-Angaben zufolge feuerten die Extremisten Panzerabwehrraketen auf die Soldaten. Auf Seiten der Amerikaner habe es keine Verluste gegeben, jedoch seien zwei Angreifer getötet worden. Beobachter vermuteten, die amerikanischen Truppen bereiteten eine Großoffensive vor, sie trainieren außerhalb der Stadt bereits den Häuserkampf. Für den Fall eines Sturms drohte eine Extremistengruppe im Fernsehsender al-Dschasira Angriffe auf die Ölindustrie und Regierungsgebäude an.