VW: DIE IG METALL HAT EINE IHRER ZENTRALEN FORDERUNGEN AUFGEGEBEN
: Ungleicher Lohn für gleiche Arbeit

Bei Tarifabschlüssen steckt der Teufel oft im Detail. Das gilt auch für den für die 103.000 Beschäftigten der sechs westdeutschen VW-Werke. Auf den ersten Blick haben die VW-Arbeiter und ihre Gewerkschaft durch ein Einfrieren ihrer Entgelte für 28 Monate Arbeitsplatzsicherheit bis zum Jahr 2011 erkauft – und damit in Zeiten der andauernden Massenarbeitslosigkeit vielleicht kein schlechtes Geschäft gemacht. Allerdings bedeutet ein Einfrieren von Löhnen auch immer einen Reallohnverlust. Für die kommenden beiden Jahre wird die Teuerung, die es in gewissem Maße immer noch gibt, durch tausend Euro ausgeglichen, die alle VW-Beschäftigten als Einmalzahlung erhalten. Auf Dauer bleiben reale Einbußen.

Für VW-Arbeiter, die in den kommenden Jahren neu eingestellt werden, gilt dies natürlich erst recht. Ein neu eingestellter VW-Facharbeiter soll künftig monatlich 2.562 Euro brutto verdienen, allerdings bei einer 35-Stunden-Woche. Ein Facharbeiter, der schon einen VW-Job hat, verdient gegenwärtig 2.604 Euro in 28,8 Stunden.

Die IG Metall rechnet zwar damit, dass die tatsächlich ausgezahlten Löhne der neu Eingestellten bei VW künftig nur gut 10 Prozent unter denen der Alteingesessenen liegen werden. Das bedeutet aber nur, dass die Neuen für weniger Geld länger arbeiten sollen. Die Gewerkschaft gibt den Grundsatz „gleicher Lohn für gleiche Arbeit auf“. Zudem macht sie sich selbst zu einer Art „Reichsbund“ für Arbeitnehmer, der die Interessen der Alten zu Lasten der Jungen wahrt, obwohl gerade die oft höhere Ausgaben für Kinder haben.

Auch mit der Arbeitsplatzgarantie bis 2011, die die Gewerkschaft im Gegenzug erstritten hat, ist es nicht weit her. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei VW schon seit 1995 tarifvertraglich ausgeschlossen, seit dort die Arbeitszeit von 35 auf 28,8 Wochenstunden verkürzt wurde und die Arbeitnehmer im Gegenzug auf rund 18 Prozent Lohn verzichteten. Diesen Tarifvertrag hätte VW auch nie kündigen können, denn damit würden sich die Einkommen der Beschäftigten automatisch wieder um die 18 Prozent erhöhen. JÜRGEN VOGES