Chefsache Logistik

Mit gedrosselten Investionen will Eurogate der Krise und mit Umweltschutzpapier der Erderwärmung trotzen. Für 2008 wurde vorerst letztmals die beliebte Jahresrekordbilanz vorgestellt

VON HENNING BLEYL

Man soll es nicht als schlechtes Zeichen werten, wenn ein weltweit operierender Logistik-Konzern wie Eurogate nicht in der Lage ist, seinen Vorstand vollzählig und pünktlich zur Vorstellung der Jahresbilanzen zu transportieren. Doch in der Tat ist es das vorerst letzte Mal, dass Emanuel Schiffer dort seine Lieblingsformulierung loswerden kann: „Das abgelaufene Geschäftsjahr war das beste unserer bisherigen Unternehmens-Geschichte.“

Seit 1999 ist das der Bilanz-Standardsatz, auch für 2008 stimmt er noch: Eurogate steigerte seinen Umsatz um 8,4 Prozent auf 715 Millionen Euro und erzielte dadurch einen Überschuss von 116,5 Millionen. Europaweit wurden 14,2 Millionen Standard-Container umgeschlagen – ein gutes Drittel in Bremerhaven, wo die Steigerungsquote sogar 12,4 Prozent betrug.

Der Gegensatz zu 2009 könnte kaum größer sein: Ab Mai gibt es bei Eurogate-Bremerhaven für mindestens sechs Monate Kurzarbeit – während die übrigen Standorte, etwa Hamburg, mit „Flexibilisierungsmaßnahmen“ auskommen. Konkret: Die Angestellten können über ihre angesammelten freien Tage nicht mehr verfügen, sondern müssen sie während der Auftragsflauten nehmen. Insgesamt gilt Einstellungsstopp, allerdings gibt es für 2009 auch die Garantie, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.

Trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage zeigt sich Schiffer optimistisch: „Wir gehen schwer davon aus, dass wir ein profitables Unternehmen bleiben.“ Wie profitabel? „Der Prognose-Pfeil zeigt nach unten, aber geht nicht durch den Boden“, formuliert er ein wenig nebulös – woraufhin ihn Thomas Eckelmann, gleichberechtigter Vorstands-Kollege, energisch ergänzt: „Der Pfeil bleibt deutlich vor der Null stehen!“ Eckelmann, der sein „Eurokai“-Unternehmen in die Eurogate-Gruppe eingebracht hat, muss nicht nur als Manager um die Bilanzen bangen, er ist auch mit erheblichen Privat-Mitteln involviert.

Die ungeschminktesten Befürchtungen werden bezeichnenderweise von einem Pensionär in spe formuliert: Helfried Rietz, noch bis Ende Mai Finanzvorstand und einer der zu spät Gekommenen, sagt: „Ich bin froh, dass ich nicht die Zahlen für 2009 vorstellen musste.“ Die sehen so aus: Im ersten Quartal ging der Containerumschlag um 9,2, in Deutschland sogar um 17,7 Prozent zurück. Statt wie geplant 180 sollen 2009 höchstens 100 Millionen Euro investiert werden: Schiffer: „Wir entscheiden von Woche zu Woche, was verschoben werden kann.“ „Keinesfalls zur Disposition“ stehe die bereits begonnene Aufrüstung des Bremerhavener Terminals mit größeren Containerbrücken. Schiffers Credo: „Ich gehe davon aus, dass weiterhin deutsche Autos im Ausland gebaut und im Inland gekauft werden. Und dass die Russen auch künftig Fleisch aus Argentinien und Brasilien essen wollen.“

Apropos: Wie sieht der „CO2-Fußabdruck“ eines Unternehmens wie Eurogate aus? An einer solchen Summierung der Schadstoff-Emissionen werde derzeit mit Hilfe einer im September engagierten Umweltbeauftragten gearbeitet, sagt Schiffer. Immerhin habe das Unternehmen kürzlich ein Holzhackschnitzelheizwerk in Betrieb genommen und die Unternehmenspost auf Recyclingpapier umgestellt.