portrait
: Aqualung ohne langen Atem

Wie Ian Anderson (56) von Jethro Tull einmal etwas Vernünftiges sagte – und prompt zurückruderte

„Ich hasse es zu sehen, wie aus jedem Scheiß-Kombiwagen und jedem kleinen Haus im Mittleren Westen eine amerikanische Fahne hängt“, erklärte der Musikant in der vergangenen Woche einer US-amerikanischen Zeitung, woraufhin er vom Radiosender WHCR boykottiert wurde (die taz berichtete).

Dies verwunderte gleich zweifach. Zum einen, weil der nationalbewusste Schotte seit seinen öffentlichen Hymnen auf Maggie Thatcher und musikalischen Hommagen an die Ölförderung in der Nordsee („Oh, let us pray: we want to stay in north sea oil“) als erzreaktionärer Knochen gilt. Zum anderen, weil der Altrocker von US-Rockstationen wie WHCR lebt; es vergeht dort kaum eine Sendestunde, ohne dass die Jethro-Tull-Klassiker „Locomotive Breath“ oder „Aqualung“ gespielt werden. Und weil er das inzwischen gemerkt hat, entschuldigte er sich nun auf der Website seiner Band (www.j-tull.com): Seine Bemerkung habe sich auf die Vorliebe für Fahnen allgemein bezogen, erklärte der britische Musiker auf der Website der Band. Es tue ihm leid, wenn sie von vielen als Verunglimpfung der US-Flagge empfunden worden sei. Damit nicht genug: „Ich werde immer aufstehen, um die Ehre und die Integrität des amerikanischen Volkes zu verteidigen, jederzeit, überall und egal, von wem die Kritik kommt.“ FRA