Antiterrorchef tritt zurück

Wegen einer Unachtsamkeit musste eine Großrazzia gegen mutmaßliche Terroristen vorgezogen werden

Seine Vorgänger hatten die Hintertür benutzt – Quick nahm den Haupteingang

DUBLIN taz ■ Seine Vorgänger hatten die Hintertür benutzt, wenn sie zu Besprechungen mit dem britischen Premierminister in dessen Amtssitz in die Downing Street kamen. Doch Bob Quick, Vizechef von Scotland Yard und Antiterrorkoordinator, nahm den Haupteingang. Als er aus dem Auto ausstieg und fotografiert wurde, hielt er ein Geheimdokument in der Hand, auf dem Details über eine bevorstehende Antiterroroperation vermerkt waren. Das Dokument war auf den Pressefotos gut lesbar. Vorgestern trat Quick zurück.

Die Polizei musste aufgrund von Quicks Unachtsamkeit ihre Operation vorziehen. Am Mittwochabend durchsuchten hunderte von Polizisten Häuser in Clitheroe in Lancashire, in Manchester und in Liverpool, darunter auch die Universität. Zwölf Menschen wurden verhaftet, elf davon stammen aus Pakistan. Die Polizei vermutet, dass sie mit Studentenvisa eingereist sind, um in Großbritannien eine Al-Qaida-Zelle aufzubauen. Phil Woolas, Minister für Immigration, sagte, der „Missbrauch von Studentenvisa ist das größte Schlupfloch bei den britischen Grenzkontrollen“. Voriges Jahr seien 9.000 Studenten mit solchen Visa aus Pakistan eingereist.

Die Regierung sagte, die Razzien seien trotz des notgedrungen vorgezogenen Termins ein voller Erfolg gewesen. Sie seien gemeinsam von den In- und Auslandsgeheimdiensten MI5 und MI6 nach wochenlangen Observationen durchgeführt worden. Die Überwachung habe ergeben, dass ein Anschlag unmittelbar geplant gewesen sei. Premierminister Gordon Brown beschwerte sich über die pakistanische Regierung, die nicht genug gegen den Strom von Terroristen nach Großbritannien unternehme. Es sei den Beamten gelungen, eine „sehr große terroristische Verschwörung“ aufzudecken, fügte Brown hinzu. Allerdings sind weder Materialien zum Bombenbau noch irgendwelche Pläne für Anschläge gefunden worden.

Auf die Frage, ob das wieder einmal eine spektakuläre Aktion gewesen sei, bei der am Ende nichts herauskommen werde, sagte Peter Fahy, der Polizeichef von Manchester: „Es wird immer Situationen geben, in denen wir entweder nicht genügend Beweise finden, oder in denen wir danach feststellen müssen, dass eine Gefahr nicht in der Form vorlag, wie es uns zunächst erschien.“ Quick entschuldigte sich inzwischen für seinen Patzer. Es ist nicht der erste. Im Herbst ordnete er die Verhaftung des Tory-Abgeordneten Damien Green an, den er verdächtigte, vertrauliche Informationen aus dem Innenministerium an die Presse weitergegeben zu haben. Nicht nur die Tories fanden, dass diese Aktion überzogen war.

Im Dezember bekam Quick einen öffentlichen Wutanfall, weil bekannt wurde, dass seine Frau Judith eine Vermietung von Luxusautos von der Privatadresse der Quicks betrieb. Quick beschuldigte die Tories, die Informationen aus Rache für Greens Verhaftung lanciert zu haben. Dafür musste er sich später entschuldigen. Sein Nachfolger wird John Yates, der bisher als stellvertretender Polizeichef für die Untersuchung von Korruption bei der Polizei, für Mordfälle und geheimdienstliche Angelegenheiten zuständig war. RASO