Bund bietet für HRE

Um die marode Bank zu verstaatlichen, will der Rettungsfonds den Anlegern überraschend viel zahlen

BERLIN taz ■ Der Bund hat den Aktionären der schlingernden Bank Hypo Real Estate (HRE) mehr angeboten als erwartet. 1,39 Euro pro Anteilsschein verspricht der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin. Das sind 10 Prozent mehr als in dem Gesetz verlangt, das eigens für die Verstaatlichung des Instituts beschlossen wurde. Diesen Bonus erklärte der Soffin am Donnerstag damit, dass er auf freiwilliger Basis die Bank vollständig übernehmen wolle. Aktionärsschützer rieten den Anlegern, die Offerte anzunehmen.

Ebenfalls in Kraft trat am Donnerstag das Bankenenteignungsgesetz, das auf die HRE-Übernahme zugeschnitten ist. Es legt als Mindestübernahmepreis einen 2-Wochen-Durchschnittspreis fest, der für die HRE bei 1,26 Euro liegt. Das Gesetz würde es dem Bund ermöglichen, die Aktien der HRE-Aktionäre für diesen Preis auch ohne deren Zustimmung zu kaufen, das heißt, die Aktionäre zu enteignen. Der Soffin mache ein Angebot über dem Mindestpreis, um die Stabilisierung des Finanzmarkts möglichst auf privatwirtschaftlichem Wege zu erreichen, sagte Hannes Rehm, Vorsitzender des Soffin. Der direkte staatliche Eingriff durch Enteignung soll offenbar vermieden werden. Insgesamt beläuft sich das Angebot auf rund 290 Millionen Euro.

Für viele Aktionäre bedeutet dies dennoch einen Verlust. Noch 2006 waren die Aktien für 57 Euro pro Stück gehandelt worden. Allerdings war vor den Spekulationen über eine Übernahme durch den Bund der Kurs der Aktie dieses Jahr noch viel niedriger, im März etwa 1 Euro. Der Großaktionär J. Christopher Flowers, der noch 22 Prozent aller Aktien hält, war zu einem Kurs von rund 30 Euro eingestiegen. Er will seine Aktien behalten. Zum Übernahmeangebot sagte ein Sprecher: „Es gibt weiterhin eine klare Präferenz, als Aktionär im Unternehmen zu bleiben und insofern genauso behandelt zu werden wie Aktionäre von Banken, die auch unter den Rettungsschirm mussten.“

Durch hochspekulative Geschäfte ihrer Tochter Depfa war die HRE im September in Not geraten und musste bereits auf staatliche Garantien in Höhe von 87 Milliarden Euro zurückgreifen sowie auf 15 Milliarden Euro von privaten Kreditinstituten. Um eine Pleite abzuwenden, benötigt die Bank weitere Milliarden. Der Staat hält die Bank für systemrelevant, das heißt, dass ihr Zusammenbruch das gesamte Finanzsystem noch stärker erschüttern könnte. Deshalb will die Regierung die HRE nicht in Insolvenz gehen lassen. Mehr Geld soll es aber nur geben, wenn der Staat die Kontrolle über die Bank bekommt. Das Übernahmegesetz ermöglicht erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg die Enteignung von Aktionären. RAS