tazkongress fürs Auge: Fragen und Antworten aus Licht …

Von der Lesbarkeit städtischer Zeichen und der Macht des Lichts. Installationen und Graffiti ganz legal

Keine Sprühdosen, keine Lackfarben, kein Öl. Wenn Eve Hurford am Freitagabend das HKW bespielt, ist Licht das Material. Die Hauswand wird zur Reflektionsfläche. Die ausgebildete Architektin, die in der Berliner Clubszene ihre Berufung als Installationskünstlerin fand, ist inzwischen von Prag bis Buenos Aires eine feste Größe. Räumlichkeiten jeder Art verändern sich unter Einwirkung ihrer Lichtprojektionen. Jetzt feiert die taz ihren Dreißigsten und Hurford lässt die Auster auf ihre Weise gratulieren: mit Zitaten, Fragen, Fragmenten und Thesen abgestimmt aufs Kongressprogramm. Das Gebäude wird transformiert und ist nicht mehr nur Obdach des Kongresses, sondern mischt sich plötzlich selbst in die Diskussionen ein. Mit Wörtern und Worten, Fragen und Antworten, Schwarz und Weiß.

Ebenfalls mit Licht und Zeichen arbeitet Michael Zeltner vom Graffiti Research Lab Vienna am Samstagabend. Er benutzt Laser, um das klassische Werkzeug der Sprüherszene zu imitieren. Wie überdimensionale Graffiti funktionieren seine Zeichen und Symbole der visuell geprägten Welt. Ein bisschen anarchisch kommen sie daher, sind aber ganz legal und hinterlassen im Gegensatz zu ihren Vorbildern an Haltestellen und Zügen keine Spuren. Geschickt hinterfragt Zeltner die Sprache der Piktogramme und Schilder, die in der Stadt noch mehr gesprochen wird als in anderen sozialen Räumen. An jeder Ecke begegnen einem Zeichen. Solche, die informieren, lenken, reglementieren wollen. Aber auch solche Zeichen, in denen andere Handlungsvorschläge enthalten sind: Werbungen um Aufmerksamkeit, Hinweise auf Bedürfnisse und Missstände, Alarmsignale aus Lebenswelten und Umwelten, Liebeserklärungen und Hasstiraden, Politiken der Sichtbarmachung von Akteuren und Interessen. Nicht alles, was Wände und Pflaster ziert, ist schützenswert. Doch sind die „Lesezeichen“, die damit in der Stadtlandschaft gesetzt sind, immer wieder wichtige Aufforderungen, die Stadt entlang solcher Botschaften nicht nur zu „lesen“, sondern sie als Text selbst mitzugestalten: eben als Lebenswelt! Der Ethnologe Wolfgang Kaschuba erklärt, wie man die Stadt lesen soll, Michael Zeltner vom Graffiti Research Lab in Wien zeigt, wie man die Fassaden der Stadt be-schreibt. Ganz legal mit Laserlicht: „L.A.S.E.R. Tagit“ am Samstag und Eve Hurfords „Lichtprojektionen“ am Freitag jeweils um 19 Uhr an der Fassade des HKW MARLENE GIESE