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: Was macht eigentlich „Bild“?

So kurz vor der „wichtigsten Wahl der Welt“ wird die „wichtigste Zeitung Deutschlands“ ja wohl mal parteiisch sein dürfen …

Irgendwie schade, dass wir nicht mitwählen können bei der „wichtigsten Wahl der Welt“ (Welt am Sonntag), nicht wahr? Aber Partei ergreifen schon. Der TV-Sender Pro 7 jedenfalls zeigt ja heute Abend (20.15 Uhr) stolz Michael Moores Anti-Bush-Film „Fahrenheit 9/11“ und Sat.1 morgen (23.20 Uhr) gleich noch einmal, wohingegen die Bild-Zeitung letzte Woche eine „Wahl-Empfehlung“ druckte – für George W. Bush, versteht sich.

Na, und wenn das keine Parteiergreifungen sind, dann … dann sind wir eben bei der zentralen Frage dieses Textes angelangt, nämlich: Was ist nur mit der Bild-Zeitung los, die ja bekanntermaßen zum Axel Springer Verlag gehört, der wiederum auch 11,48 Prozent der ProSiebenSat.1 Media AG besitzt?

Und was macht Bild? Macht seit Wochen das Programm von Pro 7 und Sat.1 mies und jubelt über RTL. Aber ja: Dass es zum Pro 7-Flop „Hire or Fire“ bei Bild im Nachhinein bloß hieß, die Sendung sei „kläglichst gescheitert“, aber das RTL-Konkurrenzformat „Big Boss“ als „viel sympathischer“ und „herrlich gnadenlos“ mit vielen Ausrufezeichen gefeiert wurde, ist da nur ein Beispiel.

Dass Bild sich bis zuletzt am mangelnden Erfolg von Anke Engelkes Sat.1-Show ergötzte, ein anderes. Danach war dann wieder mal Stefan Raabs „TV total“ fällig, weil die Pro 7-Sendung angeblich unter „Quotenschwund“ litt. Und als die Zeitung dem Pro 7-Moderator Oliver Pocher (der übrigens, wie seine KollegInnen Engelke und Raab, jeglichen Kontakt zu Bild-Jounalisten meidet) die schlimme Schlagzeile „TV-Star schützt Kinderschänder“ widmete, war das sogar dermaßen sinnentstellend, dass Bild hernach eine Gegendarstellung druckte und sich entschuldigte, während andersrum die RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ eine tolle Riesenschlagzeile nach der anderen kriegt.

Und heißt die Schlagzeile „Macht Dschungel-TV dumm?“, dann ist die Antwort der Bild-Experten“ ein einstimmiges Nein.

Okay, wenn Bild-Klatschkolumnistin Christiane Hoffmann auf Sat.1 ihr „Blitz am Sonntag“ moderiert, gibt Bild dafür schon mal eine halbe Zeitungsseite her. Und so kennt man’s doch vom Hause Springer, das Konzernmitteilungen und -interessen gern als „Nachricht“ an die Leser weiterreichen und täglich „unabhängig“ und „überparteilich“ drüberschreiben lässt.

Womit wir wieder bei der Parteiergreifung wären. Denn was, glauben Sie, hätte hier wohl gestanden, wenn Springers Bild beständig Pro 7 und Sat.1 hochjubeln würde, wenn also das Gegenteil der Fall wäre? Na, das Gegenteil natürlich! CHRISTOPH SCHULTHEIS