Berlin kriegt Zentral-Abitur

Alle Berliner Abiturienten müssen ab 2007 die gleichen schriftlichen Prüfungsfragen beantworten. Schulsenator Böger will so dem Abi ein einheitliches Niveau geben und Noten vergleichen können

von SUSANNE AMANN

Was Gymnasiasten aus anderen Bundesländern schon lange kennen, hält jetzt auch Einzug an Berliner Oberschulen: Die eigene Abiturnote werden sie nicht mehr nur mit denen ihrer Mitschüler, sondern denen aller Abiturienten des Landes vergleichen können. Denn ab 2007 sollen die Aufgaben für die schriftlichen Abiturprüfungen zentral vom Land gestellt werden. Das sieht eine neue Verordnung für die Gymnasiale Oberstufe vor, die Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gestern vorstellte.

„Wir wollen damit ein einheitliches Niveau der Prüfungen und eine bessere Vergleichbarkeit der Noten erreichen“, so Böger. Künftig werde es deshalb in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache zentrale Prüfungsaufgaben geben, in mindestens einem dieser Kernbereiche müssten die Schüler eine zentral gestellte Prüfung ablegen. Erarbeitet werden die Aufgaben von einem Team aus Fachberatern und Fachbereichsleitern aus den Schulen. Gleichzeitig würden von diesen auch verbindliche Lehrpläne erstellt, damit die Schüler nicht nur die gleichen Prüfungen ablegen, sondern auch die gleichen Inhalte erlernen könnten.

Zentrale Prüfungen bedeuten neben der Vergleichbarkeit der Leistungen vor allem auch eine enorme Entlastung der Schulverwaltung. Denn bisher reichten die Lehrer ihre Prüfungsvorschläge einzeln zur Prüfung ein – was im Schnitt 9.000 bis 10.000 Prüfungsfragen pro Schuljahr waren. „Damit bedeutet die Veränderung auch eine Entlastung für die Lehrer“, so Schulsenator Böger – denn die mussten die Vorschläge ihrer Kollegen bislang prüfen.

Gleichzeitig soll eine obligatorische fünfte Prüfungskomponente eingeführt werden. Bisher müssen Berliner Abiturienten drei schriftliche und eine mündliche Prüfung ablegen. Dazu soll jetzt eine flexible Komponente kommen, die „die Fähigkeit der Schüler stärken soll, ihr Wissen zu vernetzen, Inhalte allein erarbeiten und präsentieren zu können“. Das, so die Hoffnung von Böger, solle die Studier- und Ausbildungsfähigkeit der Schüler verbessern. Gedacht ist hier etwa an freiwillige Wettbewerbe wie „Jugend forscht“, Geschichtswerkstätten oder erweiterte schriftliche Hausarbeiten.

Die schriftlichen Abiturprüfungen, die bislang Ende Januar erfolgen, sollen parallel dazu später stattfinden. Gedacht ist an den Zeitraum um Ostern – was in anderen Bundesländern ebenfalls üblich ist. Damit soll die lange Phase zwischen schriftlicher und mündlicher Prüfung am Schuljahrsende verkürzt werden. Von den Änderungen betroffen sein werden alle Schüler, die sich momentan in der zehnten Klasse befinden.