Eis unterm Messer

In Bremerhaven untersuchen Wissenschaftler das wohl älteste Stück Eis, das je in Menschenhand war

Bremen taz ■ Altes Eisen ist ja schon ein stehender Begriff, jetzt aber ist das alte Eis dran. Ab Montag bearbeiten Wissenschaftler am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven das wahrscheinlich älteste Eis, das je in Menschenhand war: Die Stücke, die im vergangenen Winter in der Antarktis zutage befördert wurden, sind bis zu 900.000 Jahre alt.

3.200 Meter tief mussten sich die Bohrer ins Eis versenken, um die Proben zu entnehmen. Sie sollen nun Auskunft geben über Klima und Atmosphäre früherer Zeiten. Es handelt sich um rund 120 Stücke von jeweils einem halben Meter Länge. Sie sind in der vergangenen Woche aus Grenoble in Bremerhaven eingetroffen und liegen nun im Eislabor des AWI. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Paris, Kopenhagen, Cambridge, Grenoble und vom AWI werden sie in den kommenden Tagen zerteilen, digitale Aufnahmen davon anfertigen und an Dünnschnitten erste Kristalluntersuchungen vornehmen. Danach werden die Stücke an die beteiligten Institute verteilt, wo sie weiter analysiert werden. „In den vergangenen 800.000 Jahren wechselten Warm- und Kaltzeiten auf der Erde etwa alle 100.000 Jahre“, erklärt Dr. Hubertus Fischer, Glaziologe am AWI, „davor aber wechselten sie alle 40.000 Jahre. Deshalb ist gerade die Zeit davor besonders interessant für uns.“ Lufteinschlüsse in den Eisbohrkernen haben die Atmosphäre früherer Zeiten konserviert. hey