Rückzieher Tokios

Japans Regierung verschiebt die Entsendung von Soldaten in den Irak. „Wir können die Selbstverteidigungskräfte entsenden, falls die Umstände dies zulassen. Doch diese Situation ist nicht gegeben“, sagte Regierungssprecher Yasuo Fukoda gestern in Tokio als Reaktion auf den Anschlag auf die Italiener in Nassirija. Tokio wollte ursprünglich im Dezember die ersten 150 Soldaten schicken, um sie Anfang 2004 um weitere 550 zu verstärken. Die Regierung Junichiro Koizumis hatte das Verbot von Auslandseinsätzen gelockert, doch blieb die Entsendung in Kampfgebiete untersagt.

Japans Truppen, deren Einsatz innenpolitisch umstritten ist, sollten in Samawah südlich von Nassirija eingesetzt werden. Noch am Dienstag hatte Tokio dies ausdrücklich bekräftigt. Am Samstag verhandelt US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in Tokio über den Irakeinsatz. Am Sonntag reist er nach Seoul. Von Südkorea wollen die USA 5.000 Soldaten für den Irak. Präsident Kim Moo-hyun stimmte einer Entsendung grundsätzlich zu, seine Regierung ist aber gespalten. Gestern sagte ein Präsidentensprecher, höchstens 3.000 Soldaten würden geschickt. Seit Mai sind 675 koreanische Pioniere im Irak. Gestern brachen 128 portugiesische Polizisten in den Irak auf. Sie sollen aber nicht wie geplant in Nassirija stationiert werden, sondern in Basra. HAN