Gewalt gegen Spaniens Illegale

In El Ejido, das vor drei Jahren Pogrome erlebte, häufen sich Angriffe auf Marokkaner

MADRID taz ■ Die Angst geht wieder um im Süden Spaniens. Drei Jahre nach den Pogromen gegen marokkanische Arbeiter in El Ejido machen dort Jugendbanden erneut Jagd auf die Einwanderer. „Sie greifen mit Baseballschlägern und Eisenstangen an“, berichtet Mercedes García, Sprecherin der Frauenvereinigung Mujeres Progresistas in dem andalusischen Dorf. Sie hat seit August 20 Fälle gesammelt. Wie hoch die Dunkelziffer ist, weiß keiner. Denn viele der Opfer schweigen lieber. Sie leben ohne Papiere in der Region um Almeria, deren Folienzelte halb Europa mit Gemüse versorgen.

Einer der Betroffenen radelte abends über die Landstraße. Ein Auto stoppte, ein Jugendlicher sprang heraus und schlug ihn mit einem Baseballschläger mitten ins Gesicht. Das Ergebnis: Ober- und Unterkieferbruch, Nasenbeinbruch, und fast hätte der junge Marokkaner noch sein rechtes Auge verloren. Ein weiterer Einwanderer war zu Fuß auf der gleichen Landstraße unterwegs, als ein Auto direkt auf ihn zuhielt. Er sprang von der Fahrbahn. Doch der Beifahrer hielt eine Eisenstange aus dem Fenster und traf damit das Opfer, das schwer verletzt im Straßengraben zurückblieb.

„Die Rassisten können völlig unbehindert agieren“, beschwert sich García. Auch drei Jahre nach der Jagd auf die Marokkaner, die El Ejido weltweit in die Schlagzeilen rückte, ist niemand vor Gericht gestellt worden. „Menschen, die mit dem Jagdgewehr hinter Einwanderern her waren oder die Häuser angesteckt haben, in denen sich ganze Familien befanden, laufen nach wie vor frei herum. Das animiert zu weiteren Straftaten“, meint García.

In El Ejido leben 25.000 Marokkaner, mindestens ein Fünftel davon ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung. Sie arbeiten für rund 30 Euro am Tag in den Folienzelten und leben meist in Slumhütten oder Baracken direkt neben ihrem Arbeitsplatz. Im Dorf selbst will sie keiner.

Letzten Freitag überbrachte der marokkanische Botschafter Abdeslam Baraka eine mündliche Note an die Regierung in Madrid. „Wir verlangen Schutz für unsere Bürger und deren Besitz“, erklärte er. Nur wenige Stunden später verhaftete die Polizei in El Ejido drei Jugendliche im Alter zwischen 18 und 22 Jahren. Bei ihnen wurde eine 82 Zentimeter lange Eisenstange sichergestellt.

„Das ist schon sehr auffällig“, meint García. „Ich habe den Eindruck, dass die Polizei schon lange wusste, wer hinter den Übergriffen steckt. Wie sonst wäre der schnelle Fahndungserfolg zu erklären?“ REINER WANDLER