Neue alte Herren

Die International University Bremen stellte gestern Joachim Treusch als ihren künftigen Präsidenten vor

Bremen taz ■ Schön, wenn die Familie was zu melden hat. Reimar Lüst, Aufsichtsratsvorsitzender der International University Bremen (IUB), verkündete gestern, selbst seine Enkel seien der Ansicht, dass er im Alter von 81 Jahren langsam in Ruhestand gehen könne. Und Fritz Schaumann, Präsident der IUB, habe eigentlich seiner Frau zugesagt, nur noch bis 2005 an der Bremer Privat-Uni zu bleiben.

Und so präsentierten Lüst und Schaumann gestern ihre Nachfolger im Amt, wieder zwei Männer: Nachfolger von Lüst wird ab Januar 2005 Theodor Berchem, Professor für Romanische Philologie und Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Den Posten des Präsidenten wird Joachim Treusch übernehmen. Treusch ist Physikprofessor und Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich. Das Zentrum gehört zur Helmholtz-Gemeinschaft, hier forschen und entwickeln Natur- und Ingenieurwissenschaftler. Und hier steht Treusch noch unter Vertrag, so dass er den Posten als IUB-Präsident erst im Oktober 2006 antreten kann. So lange muss Präsident Schaumann also noch ausharren. Beide Nachfolger, Treusch und Berchem, sind seit vergangenem Jahr Mitglied im Aufsichtsrat der IUB und wurden gestern einstimmig in ihre neuen Posten gewählt.

Er habe ursprünglich ohnehin nur drei Jahre an der IUB bleiben wollen, begründete Schaumann seinen Weggang. Die schwierige Finanzlage der IUB nannte er indes nicht als Motiv, vielmehr eben seine Frau, die lDieangjährige Fernbeziehung müsse einmal ein Ende haben. Schaumann ist es in den vergangenen Jahren nicht gelungen, ausreichend private Gelder für die Uni zu akquirieren. So bezeichnet sich die IUB zwar stolz als privat, lebt aber von Staatsgeldern. 109 Millionen Euro bekam sie zur Gründung Anfang 2000 vom Land Bremen, einen Kredit über 50 Millionen gab es noch einmal im vergangenen Jahr. Eigentlich wollte Schaumann bis 2005 einen Kapitalstock von rund 250 Millionen Euro sammeln. An jährlichen Sponsoringgeldern hat er jedoch nur 10 bis 15 Millionen Euro eingeworben. „Ich bin realistischer geworden“, sagt Schaumann. Enttäuscht ginge er aber nicht.

Seinem Nachfolger hinterlässt er indes eine knifflige Aufgabe: Die Sponsorengelder fließen spärlich, weiteres Geld vom Land steht nicht in Aussicht. Böse Zungen behaupten, Schaumann ginge, wenn das Geld der Uni verbraucht sei. Treusch ist dennoch frohgemut: Die finanzielle Situation sei noch nicht stabil, aber er hoffe, die Herausforderung zu meistern. Dorothea Siegle